Gladbeck. Er ist nur 85 Meter lang und wird eigentlich gar nicht als Straße wahrgenommen, eher als Zufahrt zum Gartencenter Schellewald. Dennoch ist der Holunderweg eine der ältesten Straßen der Stadt, ein wahrlich historischer Ort.
Der Holunderweg, der in Höhe des Friedhofes Mitte von der Bahnhofstraße westwärts abzweigt, ist ein kleines Reststück des Vestischen Hellwegs, der alten Landstraße von Duisburg, Oberhausen und Bottrop über Gladbeck nach Buer, Recklinghausen,Datteln und Lünen.
Schon das Gladbecker Urkataster von 1823 verzeichnet die Landstraße, die vermutlich einige Jahrhunderte alt ist. Sie verlief – von Westen kommend – über die heutige Bottroper Straße, die Hermannstraße und – damals noch ohne trennende Bahnlinie – weiter über die Lindenstraße und noch ein Stück über die heutige Buersche Straße und erreichte bei Puls-Rosör buersches Gemeindegebiet.
Nach dem Bau der Eisenbahnlinie Wanne-Winterswijk 1880 wurde diese wichtige Straßenverbindung getrennt. Eine Brücke oder gar Unterführung war nicht vorgesehen gewesen. Damit verlor die Straße ihre verkehrstechniche Bedeutung.
Das Teilstück, das heute den Holunderweg ausmacht, wurde 1898 der Lindenstraße zugeordnet, die 1907 ihren Namen erhielt. 1958 erhielt der Holunderweg seinen Namen, der sich auf die rispenartigen Sträucher bezieht, die auch gern an Bahndämmmen wachsen. Der Gehölzname passt gut in die Gruppe der Baumstraßen in diesem Viertel – wie etwa Linden-, Kastanien- oder Akazienstraße. Zwischenzeitlich wurde der Holunderweg nach Norden zur Erschließung der Flächen westlich der Feldhauser Straße als Einbahnstraße verlängert, beschränkt sich aber seit der Umwandlung in Gewerbefläche vor einiger Zeit auf den historischen Teil.
Der Vestische Hellweg wurde auch als Vestischer Höhenweg bezeichnet, weil er möglichst über dem Kamm des Vestischen Höhenrückens verlief und den Reisenden Ausblicke sowohl nach Süden ins Emscher- als auch nach Norden ins Lippetal bot. Die wichtige Überlandstraße, die nicht unmittelbar durch den Gladbecker Dorfkern verlief, war in alten Zeiten etwa drei Meter breit und sollte möglichst frei von Bewuchs sein, war aber oft staubig, schlammig oder matschig.
Dort, wo er den Zweckeler Kirchweg traf, stand an der heute unbedeutenden Kreuzung Hermann-/Obere Schillerstraße eine Wegekreuz, das noch immer vorhandene „Ostrops Krüss“.