Gladbeck. Neu eingeführte Wahlmöglichkeit zwischen kreisweiter Gültigkeit oder Preisstufe A sorgten für mehr Akteptanz bei einkommensschwachen Personen

Die Zahl der Gladbecker, die ein Sozialticket für Fahrten im Öffentlichen Nahverkehr nutzen, hat sich im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Ein positives Signal zunehmender Akzeptanz, das den am Ticket 2000 orientierten, halb so teuren Monatsfahrschein „mein Ticket“ (29,90 Euro) freilich noch zu keinem Verkaufsschlager macht.

Der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) war bei der Einführung vor zwei Jahren davon ausgegangen, das 12 bis 17 Prozent der Berechtigten den mit insgesamt 30 Millionen Euro vom Land subventionierten Sozialfahrschein kaufen. Im VRR-Durchschnitt liegt die Quote derzeit bei knapp acht Prozent.

Das Sozialticket kommt demnach langsamer in Fahrt als erwartet. Immerhin zeigt sich ein

Sozialverband kritisiert, der Verkaufspreis sei zu hoch

Viel zu teuer ist das Sozialticket aus Sicht des Sozialverbandes Deutschland in NRW. Im Hartz IV-Satz seien für Mobilität nur knapp 20 Euro monatlich veranschlagt. Daran solle sich der Preis des Sozialtickets orientieren.

Berechtigt zum Kauf
des Sozialtickets („mein Ticket“) sind Empfänger von Arbeitslosengeld II und Sozialgeld (SGB II), von Sozialhilfe, von Wohngeld , nach dem Asylbewerberleistungsgesetz und nach dem Bundesversorgungsgesetz, sowie Leistungsberechtigte nach SGB VIII wie Empfänger von Hilfe zum Lebensunterhalt oder Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung.

Beim Jobcenter oder dem Sozialamt (Stadt) kann der Berechtigungsausweis beantragt werden.

positiver Trend, nachdem Anfang 2013 die Konditionen für die Nutzung nachgebessert wurden. Hatte es bis dahin nämlich den Billig-Fahrschein nur für die Preisstufe A gegeben, so wurde auch im Kreis Recklinghausen mit Beginn des Jahres 2013 nachgesteuert. „Gladbecker Berechtigte haben seitdem die komfortable Situation, zwischen der Preisstufe A - etwa Tarifgebiet 25 Gladbeck/Bottrop - oder einer kreisweiten Gültigkeit ihres Tickets zu wählen“, sagt Norbert Konegen von der Vestischen.

Die Zahl der hiesigen Sozialticket-Nutzer, anfangs 2000 von kreisweit rund 100 000 Berechtigten, verdoppelte sich so immerhin auf aktuell 4400 Personen. In Gladbeck hat „mein Ticket“ noch kräftiger zugelegt. Waren es zunächst 308 Personen so nutzen mit Stand März 2014 das Sozialticket 176 Personen als kreisweite Variante und 408 Personen die Preisstufe A Richtung Bottrop. „In Gladbeck leben rund 8300 Personen die berechtigt sind, das Sozialticket zu beantragen“, sagt Svenja Küchmeister vom Jobcenter des Kreises Recklinghausen. Derzeit nutzen in Gladbeck sieben Prozent der Berechtigten den Sozialfahrschein, deutlich mehr als im Kreisdurchschnitt (4,4 %).

Die Erwartungen der Vestischen, dass sich mit den neuen Konditionen die Nachfrage in etwa verdoppelt, hat sich somit im Kreisgebiet und in Gladbeck erfüllt.

Auch in der Gladbecker Lokalpolitik und den zuständigen Ausschüssen war der Sozialfahreschein immer wieder ein Thema. Befürchtungen der Sozialen Liste, dass Gladbecker Nutzer bei Fahrten von Gladbeck ins Kreisgebiet und Überquerung von Gelsenkirchener Hoheitsgebiet Schwierigkeiten bekommen, konnten zerstreut werden.

Norbert Konegen: „Fahrten mit den Linien 247, 255, 396, SB 91 und Umstieg am Rathaus Buer zur Weiterfahrt ins Kreisgebiet sind ebenso problemlos möglich wie Fahrten mit der S 9 nach Marl.“