Gladbeck. Knapp 400 Kilometer nahm die junge Nachwuchsautorin Ann-Kathrin Karschnick (29) auf sich, um im Café Stilbruch aus ihrem Roman zu lesen. Mit „Phoenix – Tochter aus der Asche“ gab die Autorin Auszüge aus ihrem neusten Werk preis, das für den deutschen Phantastikpreis nominiert ist.

Eine Fantasy- oder gar eine Mystery-Lesung, das ist für die treuen Gäste der Kleinkunstbühne im „Stilbruch“ nichts Neues. Eine Reise in eine detaillierte und vollkommene Anti-Utopie ist dann aber doch eher etwas Ungewöhnliches.

Tatsächlich ist es nicht ganz einfach, Karschnicks neuen Roman von Anfang an zu verstehen. Doch genau das macht ihn interessant. Europa liegt nach einem fehlgeschlagenen Experiment im Jahr 1913 und zahlreichen Kriegen mit Amerika in Trümmern.

Der damals führende Wissenschaftler Nicolas Tesla baut gemeinsam mit den Saiwalo, eine überirdische Regierung, den Kontinent wieder auf. 120 Jahre später erschüttert eine Mordserie Hamburg. Leon, ein Anhänger der Saiwalo und Mitglied der Kontinentalarmee, wird auf die Fälle angesetzt und trifft bei seinen Ermittlungen auf die rätselhafte und seelenlose Tavi, die sich gegen das System wendet und Leons Überzeugungen bröckeln lässt.

Der im Oktober erschienene Roman strotzt vor Kreativität. Die düstere Stimmung macht die Dystopie-Atmosphäre perfekt. Karschnick fesselt bereits mit ihrem ersten Satz die Leser und Zuhörer. „Das Experiment hatte alles verändert, dachte Tavi bitter und warf einen gehetzten Blick um die Hausecke.“ Das Abenteuer startet von der ersten Seite an und zieht den Leser in den Bann.

So schön, wie die Geschichte klingt ist es schlichtweg schade, dass am Montagabend die Plätze vor der Bühne nur spärlich besetzt waren. Sowohl der Roman als auch die sympathische Autorin hätten mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt.