Gladbeck. Engagierte Bürger konnten sich für den Blitzmarathon als Begleiter melden. Anlieger Renate und Franz Wroblewicz unterstützen die Polizei am Wutpunkt Helmutstraße

„Da, der ist doch viel zu schnell“, zeigt Renate Wroblewicz in der Helmutstraße auf einen sich aus der Ferne nähernden Kleintransporter. Den hat Polizeioberkommissar Michael Fritsch schon längst im Visier seines Lasermessgerätes. „Nein“, winkt er lächelnd ab, „der ist nur 46 km/h schnell.“

Die 73-jährige Anwohnerin ist ein bisschen enttäuscht. Die Gladbeckerin ist dieses Mal ganz nah dran am Blitzmarathon, den der Innenminister zum sechsten Mal landesweit ausgerufen hat. Sie hat sich auf das Angebot der Kreispolizei gemeldet, als Messpatin die Beamten an der Helmutstraße in Brauck zu begleiten.

„Sehen sie“, tröstet Polizeihauptkommissar Rüdiger Kümmel, „es ist gar nicht so einfach, die Geschwindigkeit von Fahrzeugen richtig einzuschätzen.“ Der Kleinlaster sei zwar sechs km/h schneller gefahren als hier erlaubt, „wir werden aber erst ab einer Überschreitung vom mehr als zehn km/h tätig“, erklärt der Polizist.

Kurz zuvor, gegen 11 Uhr, ist das der Fall gewesen. Ein schnittiger Mercedes brauste mit 57 km/h in die Messstelle. Der angehaltene Fahrer war einsichtig, er entschuldigte sich und zahlte sofort die fälligen 25 Euro. Teurer werde es, sobald man die zulässige Höchstgeschwindigkeit um mehr als 20 km/h überschreite, erklärt Michael Fritsch: „Dann sind 80 Euro zu zahlen und es gibt bereits einen Punkt in Flensburg.“

Obwohl die WAZ-Leser die Helmutstraße zu ihrem Wutpunkt Nummer Eins wählten, ist innerhalb der ersten Blitz-Stunde kein weiterer Fahrer auffällig schnell unterwegs. „Der Trend scheint sich zu bestätigen, dass die vorab angekündigten Blitzmarathons stetig Wirkung mit dann zunehmend defensiver Fahrweisen zeigen“, sagt Polizeisprecherin Ramona Hörst. Die aktuellen Ergebnisse der acht Messstellen im Stadtgebiet werden am Mittwoch ausgewertet.

„Die Polizei hätte ihr Messgerät hier viel früher aufbauen sollen“, meint Messpate Franz Wroblewicz, „dann wären sicher mehr Raser erwischt worden.“ Als in der Helmutstraße noch Rechts vor Links gegolten habe, sei die Situation für die Nachbarn besser gewesen, sagt Christine Lettmann, die direkt Ecke Nattkamp wohnt, wo die Polizei sich postierte.

Jetzt, bei freier Durchfahrt, beginne die Raserei auch vieler Lkw aus dem Gewerbegebiet „schon gegen 5.45 Uhr am Morgen“, berichtet Franz Wroblewicz. „Wenn man den Fahrern signalisiert, ihr Tempo zu drosseln, zeigen einem viele den Stinkefinger.“ Ihm wäre es am liebsten, wenn die Stadt nur noch Lkw als Anliegerverkehr für die an der Helmutstraße residierenden Unternehmen zuließe, sagt der Rentner, „der Rest kann auch gut über die Europastraße fahren.“

Bis zum Mittag hatte die Kreispolizeim im gesamten Zuständigkeitsgebiet rund 2190 Fahrzeuge gemessen und dabei 66 Verwarngelder und Ordnungswidrigkeiten wegen zu hoher Geschwindigkeit vergeben. Im Jahr zuvor waren es ähnlich viele Verstöße (59) bei allerdings nur 968 ins Visier genommenen Fahrzeugen.