Gladbeck. . Ab 2015 soll der Gladbecker Müll in Herten statt in Karnap entsorgt werden, hat der Kreis entschieden. Das würde jedoch die Kosten verdoppeln und die Transportwege verlängern. Die Mehrkosten müssten die Bürger über die Gebühren mitfinanzieren. Der Rat beauftragte nun die Verwaltung, die Sachlage zu prüfen.

Kann es richtig sein, dass die Gladbecker Bürger ab 2015 deutlich mehr Müllgebühren zahlen müssen? Diese Frage stellt die Gladbecker Politik nun laut und will den vom Kreis angeordneten Umstand, den Müll künftig teurer in Herten zu entsorgen, nicht länger einfach hinnehmen. Denn bisher hat die Stadt ihren Müll vergleichsweise günstig im nahe gelegenen RWE-Müllheizkraftwerk Karnap entsorgt. Diese Tatsache hat die neue Dezernentin Nina Frense dazu veranlasst, sich die Verträge noch einmal genauer anzusehen und ihre Zweifel zu äußern, ob das alles so in Ordnung ist.

Die Faktenlage: Der Kreis hat schon vor längerer Zeit beschlossen, dass der Gladbecker Müll nach Auslaufen der Verträge in Karnap künftig wie der aller anderen Kreisstädte in der EKOCity-Anlage Herten (Rohstoffrückgewinnungszentrum - RZR) entsorgt wird. Für den Kreis, der Mitglied des Abfallwirtschaftsverbands EKOCity ist, bringt das u. a. den Vorteil, dass das Müllheizkraftwerk weiter gut ausgelastet ist.

Für Gladbeck aber hätte diese Veränderung gleich mehrere Nachteile: Zum einen würde die Entsorgung deutlich teurer werden. Die Tonne Müll wird in Herten mit 137,50 € berechnet. In Karnap würde die Tonne auch ab 2015 nur rund 60 € kosten! Hinzu kommt ein „ökologischer Blödsinn“, so CDU-Fraktionschef Reinhold Fischbach:Der Transport des Gladbecker Mülls nach Herten würde ein Mehr von 23 km pro Fahrt und damit höhere Spritkosten und mehr Zeitaufwand bedeuten, folglich wiederum höhere Kosten.

Wie sollen wir das dem Bürger erklären?

Die Aufzählung rief in der Ratssitzung fast unisono empörtes Kopfschütteln hervor. „Wie sollen wir das dem Bürger erklären?“, drückt SPD-Fraktionschef Michael Hübner das Unwohlsein der Politiker aus.Und sie sehen durchaus eine Chance, die Pläne kurz vor Schluss noch ändern zu können. Ihre Argumente: Der Kreis hat bislang von den niedrigeren Müllkosten in Gladbeck profitiert, denn die Ersparnis wurde auf die Umlage umgerechnet.

Ebenso schreibe das Abfallwirtschaftsgesetz eine „ortsnahe Entsorgung“ vor. „Und der Kreis muss dem Anspruch der Bürger Rechnung tragen, eine günstige Entsorgung zu gewährleisten“, erinnert Wendel vorm Walde (SPD). Der Zwang zur Entsorgung in Herten sei „rechtsunsicher“.

Ob Gladbeck aus dem Deal ‘rauskommt, soll jetzt die Verwaltung prüfen, beschloss der Rat.