Gladbeck. Verdi-Warnstreik, zweiter Tag: Das öffentliche Leben lag am Donnerstag in Gladbeck weitgehend lahm. Busse fuhren nicht, Stadtbücherei, Hallenbad und viele Ämter waren dicht. Das blieb nicht ohne Auswirkungen: In der Innenstadt war deutlich weniger los als an normalen Werktagen.

„Rund 20 % weniger Kunden sind gekommen“, klagte etwa Marktsprecher Klaus Piotrowski über mangelnde Frequenz auf dem Wochenmarkt. Manch einem Markthändler fehlten die Stadtbediensteten, die in der Mehrzahl streikten und als Kundschaft in der Mittagspause ausfielen.

Immerhin: Der Markt fand statt, wurde nicht von den Marktmeistern bestreikt. Allerdings wurde der Marktplatz später nicht gesäubert, da der ZBG bestreikt wurde und so – neben der Müllabfuhr – die Straßenreinigung unterblieb. Aber auch in der Fußgängerzone herrschte längst nicht der gewohnte Geschäftsbetrieb.

Viele Leute kamen gestern wegen der ausbleibenden Busse erst gar nicht in die Stadt. „Die Laufkundschaft ist heute dürftig, wir merken das ganz schön mit dem Streik“, sagte Birgit Spangenberg von Blumen Risse. Ähnlich äußerten sich andere Geschäftsleute. Am Busbahnhof Oberhof herrschte gähnende Leere. „Wie sonntags“, bemerkte Taxifahrer Werner Schwarz. Der berichtete von einem guten Taxi-Geschäft am Dienstag, dem ersten Streiktag, als viele statt mit dem Bus mit der Droschke heimfuhren. Gestern war es anders. „Die Leute haben sich drauf eingestellt und blieben von vornherein zu Hause.“

Kaum Protestierer, keine wütenden Kunden – die Vestische erlebte einen ruhigen Tag. „Die meisten Anrufer und Facebook-User äußerten Verständnis für die streikenden Busfahrer“, sagte Reimund Kreuzberg, Sprecher des Nahverkehrsunternehmens. Ähnliches berichtete Brigitte Köhler vom ZBG. „Nicht ein Mensch hat sich beschwert“, sagte sie zur WAZ. Sie weist nochmal darauf hin, dass die Restmüllabfuhr von Donnerstag am Freitag nachgeholt, die vom Freitag auf Samstag verschoben wird. „Da springen freiwillig Kollegen ein, Überstunden dürfen nicht angeordnet werden.“ Die Papierabfuhr entfällt aber diese Woche. Auch die Stadtverwaltung wurde verschont von Protestanrufen. „Der eine oder andere schimpfte, aber die meisten zeigten Verständnis“, so Tim Deffte vom Presseamt der Stadt. Viele Anrufer wollten sich einfach informieren, was geöffnet oder geschlossen war.

Nicht ganz so dramatisch fiel der zweite Streiktage bei der Sparkasse aus. Bei unter 30 % lag die Beteiligung der Belegschaft, so Sparkassen-Sprecher Mathias Bludau. Nur die Zweigstellen Voßstraße, Bülser Straße, Schultendorf und Ellinghorst waren zu.

Die Gladbecker Streikenden, rund 350, waren in der Früh ab Rathaus mit Bussen nach Duisburg gefahren, zu einer der zentralen Kundgebungen in NRW. Verdi-Gewerkschaftssekretär Thorsten Waschulewski war mit der Zahl der Streikenden „sehr zufrieden“: „Es streikten mehr als vor einer Woche und als vor zwei Jahren.“