Gladbeck.

16 Jahre alt war Heinz Iländer gerade, als er im Januar 1945 von der Hitlerjugend abgestellt wurde zur Feuerwehr als Helfer – und zwischen den Fliegerangriffen mithelfen musste beim Löschen der Brände zwischen den Trümmern in der Stadt. „Eine ganz schlimme, grausame Zeit“, erinnert sich der 86-Jährige.

Iländer weiß noch genau, dass es 1944 war, als „Unruhe in der Luft“ aufkam. „Schon morgens konnte es Sirenenalarm geben, alles rannte dann schnell in die Luftschutzkeller.“ Zunächst kamen Jagdflieger, die Richtung Osten flogen. Im Spätsommer ‘44 wurde der Unterricht am heutigen Ratsgymnasium, das Heinz Iländer besuchte, eingestellt. „Der Jahrgang 1928 wurde noch eingezogen, wir anderen, vor allem vom Jahrgang 29, mussten als Flakhelfer nach Scholven.“ Täglich ging es mit der Straßenbahn hin, teilweise waren die Schüler kaserniert in Hassel, „wo noch ein paar Wochen Unterricht war“.

Dann kam im Herbst der „große Bruch“: Mit zwei Parallelklassen aus Gelsenkirchen und Bottrop mussten die Gladbecker Pennäler zum Schanzendienst ins Münsterländische Gemen, wo sie auf abgeernteten Feldern Schützen- und Panzergräben ausheben mussten. „Dort lernte ich übrigens den späteren Intendanten August Everding kennen, der ja aus Bottrop kam.“

Zur Jahreswende 44/45 erlitt Iländers Elternhaus an der Lambertistraße/Ecke Goethestraße bei einem Bombenangriff einen Volltreffer, die Familie wurde zur Johannesstraße umquartiert, „Mutter und Schwester waren allerdings ins Sauerland evakuiert.“ Anfang Januar 1945 kam Iländer endgültig zurück, musste auf Anweisung der Hitlerjugend zur Feuerwehr, „sonst hätte ich keine Lebensmittelmarken bekommen“.

Standort war die Feuerwache an der Grabenstraße, „die nie kaputt ging im Krieg“ und wo es fast nur noch Hilfskräfte – Junge und Alte – gab. „Nach Angriffen mussten wir immer ran, ich seh’ noch heute die Leute vor ihren zerstörten und brennenden Häusern schreien, heulen und zittern.“ Die alliierten Flieger setzten immer, bevor die Bombenabwürfe begannen, per Rauchbomben Angriffszeichen. Die Bevölkerung nannte sie „Christbäume“. Auch Heinz Iländer erinnert sich an diese Zeichen am Himmel. „Dann konnte man immer sicher sein, dass es nun losging.“

Als im März ‘45 das Dauerbombardement auf Gladbeck begann („die Alliierten hatten das auf abgeworfenen Flugblättern angekündigt“), saßen die Feuerwehrleute im Hochbunker am Markt. Am 24. März gab es den schwersten Angriff auf die Innenstadt - „nicht länger als zehn Minuten, von 12.56 bis 13.06 Uhr. Das hat ganz schön gerappelt, der Boden ging rauf und runter. Die warfen die Bomben ohne Rücksicht auf die Bevölkerung.“ In Wellen wurden die Bomben abgeworfen.

Alliierte kündigen mit Flugblättern die Bombardierungen an

Das Dauerbombardement auf Gladbeck vom 22. bis 24. März 1945 hatten die Alliierten per Flugblätter, die sie aus Flugzeugen abwarfen, angekündigt.

Die Bomben fielen dicht an dicht, wie ein Teppich, aus den Bombengeschwadern. Diese Bombenteppiche prasselten in Wellen auf Gladbeck ein. Dann fiel der Phosphor-Regen aus den Flugzeugen.

Allein an den schrecklichen drei Tagen vor dem Einmarsch der Alliierten wurden in Gladbeck 827 Menschen durch Bomben und Artilleriegeschoss getötet.

Als die Geschwader abgezogen waren, mussten die Feuerwehrhelfer als erste raus. Am Markt war nicht viel passiert, „bei Ricken vorbei konnte ich durch eine Schneise bis zum kaputten Rathaus blicken“. Rauch stand über der Hochstraße, „alles war platt“. Zerbombte Straßenbahnwagen reckten ihre Stahlgerüste in den Himmel. Auch Martha-Kinderheim, Lambertikirche, Mädchengymnasium waren betroffen.

Vor allem aber die untere Hochstraße, Trümmer allerorten, alles brannte durch die Phosphorbomben. Die Straße glich einer Mondlandschaft. Zahlreiche Geschäfte waren zerstört, darunter die Schwanenapotheke, Althoff, Hahne, Siebeck. Bis auf die Grundmauern, so Iländer, war Wegener an der Ecke Hoch-/Goethestraße mit seinem Lager an Lacken und Tapeten zerbombt und abgebrannt. Fassungslos mussten er und seine Kameraden untätig zuschauen: „Wir konnten nichts löschen, es war wegen der vielen Trümmer kein Durchkommen für die Fahrzeuge.“ Obwohl im „Stielmuspark“ (heute Karstadt/Hertie) noch ein großer Löschteich angelegt war und Löschwasser vorhanden war. Dann begann das Warten auf die herannahenden amerikanischen Bodentruppen...