Gladbeck.

Die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg kam Schritt für Schritt: Schon 1940 gab es erste Bombenangriffe auf Gladbeck, zum Beispiel an der Bülser Straße. Doch das war nur der Anfang. 1943, 1944, 1945 - das sind die Jahre der massiven Kriegszerstörungen in Gladbeck.

Am 28. Mai 1943 traf ein Bombenangriff große Teile des St.-Barbara-Hospitals. 100 Menschen kamen ums Leben, darunter über 40 Kinder. Als Behelfs-Lösung legte man in der heute noch bestehenden Halde am alten Moltkegelände ein unterirdisches Stollen-Krankenhaus an .

Am 27. September 1944 wurde die St.-Lamberti-Kirche von einer Fünf-Zentner-Bombe getroffen. Das Kirchenschiff wurde schwer zerstört (unmittelbar nach dem Kriegsende im Mai 1945 begann der Wiederaufbau).

Bombennächte: Welche Erinnerungen haben Sie?

Die Bombenangriffe aufs Revier nahmen im Frühjahr 1944, vor 70 Jahren, zu. Die Menschen harrten in Kellern, Bunkern und Luftschutzräumen aus.

Welche Erinnerungen haben Sie als Gladbecker daran? Haben Sie Fotos aus jenen Tagen aus Gladbeck ? Bitte melden Sie sich in der Redaktion unter Tel. 02043/2998-31. Oder kommen Sie vorbei: Gladbeck, Hochstraße 10.

Die Bergmannssiedlung Schultendorf litt besonders schwer unter den Bombenangriffen der Alliierten, die nicht nur die Industrie, sondern auch die Zivilbevölkerung und ihre Wohnhäuser ins Visier nahmen, um den Widerstandswillen zu brechen. Noch kurz vor Kriegsende kam es zu Bombardements auf Gladbeck. Vor allem Schultendorf geriet dabei ins Visier der Alliierten, auch weil auf diese Weise eventuelle Militärtransporte über die nahe, wichtige Bahnlinie unterbunden werden sollten.

Am Ende des Krieges waren 44 Prozent der Gladbecker Wohnbebauung zerstört, andere Quellen sprechen von über 60 Prozent. Über 800 Menschen kamen ums Leben. Die Bevölkerungszahl der Stadt sank bis zum Mai 1945 auf 45 000 Menschen. Insgesamt gab es über 1000 Bombenalarme während des Zweiten Weltkrieges - tagsüber, aber vor allem auch nachts. Und die Erinnerung an diese Zeit grub sich tief ins Gedächtnis der Zeitzeugen ein, denn ab dem Frühjahr 1943 gehörte der Bombenkrieg zum Alltag der Menschen in Gladbeck.

Die zerstörte Friedenstraße nach einem Angriff.
Die zerstörte Friedenstraße nach einem Angriff. © WAZ

Auch die Ur-Gladbeckerin Christel Busch hat jene Monate als Kind erlebt und durchlitten; noch genau erinnert sich Christel Busch, die damals an der Bismarckstraße (heute Friedenstraße) wohnte, an die Nacht zum 1. Mai 1943: Morgens gegen 2 oder 3 Uhr ertönten die Sirenen: Luftalarm! Alliierter Bomben-Angriff auf das Stadtgebiet! Während die Bomben fielen, befand sich Christel Busch im Luftschutzraum auf dem hinteren Teil des Grundstücks (zur Hermannstraße hin). Als die Anwohner dann ihre Schutzräume verließen, bot sich ihnen ein Trümmerfeld dar. Schwer getroffen waren auch die Häuser an der Bismarckstraße 64 (dort wohnte damals Christel Busch) und an der Bismarckstraße 66.

Die Wunden verheilten Jahre nicht

Harald Neumann, später WAZ-Lokalchef, berichtet in seinem Gladbeck-Buch: „Die Bilanz am Ende des Krieges war für Gladbeck erschütternd. 40 000 Bomben hatten 5122 Wohnhäuser mit rund 16 000 Wohnungen, das Krankenhaus, viele Kirchen, 28 Schulen und Verwaltungsgebäude sowie 25 Wirtschaftsbauten zerstört oder schwer beschädigt. In den Bunkern waren 827 Personen umgekommen oder durch Beschuss getötet worden.“

Auch der Vestische Hof an der Ecke Postallee/Mittelstraße, eines der repräsentativsten Gebäude der Stadt, wurde im Kriegsverlauf Ende 1944 von schweren Bombentreffern verwüstet.

Gladbeck verlor in diesem Krieg sein über Jahrzehnte gewachsenes Antlitz; die Wunden im Stadtbild verheilten viele Jahre nicht. Und Gleiches gilt wohl für die seelischen Wunden.