Ab 1. März beginnen in den Unternehmen die Betriebsratsratswahlen. Die Betriebsratsvorsitzenden der großen Gladbecker Industriebetriebe berichten im WAZ-Gespräch über ihre Erfahrungen.

2014 ist ein Superwahljahr, und das nicht nur in politischer Hinsicht. Gewählt wird auch in den Unternehmen: Am 1. März starten die Betriebsratswahlen. „Du hast es in der Hand - deine Stimme zählt“, wirbt der DGB um Beteiligung der Arbeitnehmer an der Wahl ihrer Vertreter im Betrieb. Warum Mitbestimmung und Betriebsräte wichtig sind und welche Aufgaben sie übernehmen, darüber sprachen die Betriebsratsvorsitzenden der großen Gladbecker Industriebetriebe RBH Logistics, Pilkington, Döllken, Rockwool und Ineos Phenol sowie DGB-Regionsgeschäftsführer Josef Hülsdünker mit der WAZ.

Kandidatensuche schwieriger

Ohne Mitbestimmung wäre in vielen Unternehmen vieles schlechter für die Arbeitnehmer. „Aber die Bereitschaft, sich für die Kollegen und Kolleginnen zu engagieren, lässt nach“, stellt nicht nur Artur Mika (Pilkington) fest. „Ihr macht das schon“ hören die Betriebsräte häufiger, wenn sie vor den Wahlen um neue Kandidaten werben. Dennoch ist die Mitbestimmungswelt in den großen Industriebetrieben oft noch in Ordnung.

In kleinen Betrieben ist es ungleich schwerer, da kann schon die Gründung eines Betriebsrats zum Kampf mit der Geschäftsführung führen. DGB-Chef Hülsdünker nennt Beispiele: Seepex in Bottrop, oder die großen Discounter wie Aldi und Lidl. Da braucht es viel mehr Mut für die Mitbestimmung. „Wir sind deshalb auch Vorreiter für die kleinen Betriebe“, sagt Ingo Bleyel (BR-Vorsitzender RBH Logistic).

Streit und Konflikte

Zugegebenermaßen ist Betriebsrat aber auch kein Traumjob. Das können alle bestätigen. Es braucht schon einiges an Mut und Zivilcourage für die Aufgabe. „Man muss die Bereitschaft mitbringen, Konflikte auszutragen, es gibt ja auch richtig harte Auseinandersetzungen“, sagt Sven Engelhardt (Ineos Phenol). Und dazu müsse man womöglich Nachteile für die eigene Karriere in Kauf nehmen. „Wer sagt denn, dass der Disput mit dem Chef ihm nicht in Erinnerung bleibt, lange nachdem die Tür zu ist“, gibt Ingo Wesselborg (Pilkington) zu bedenken.

Kompromisse aushandeln

Zum Job gehört auch, es nicht jedem Recht machen zu können. Auch nicht allen Kollegen. „Wir müssen Kompromisse aushandeln“, erklärt Ingo Bleyel (RBH). Vor allem, wenn es um den Erhalt von Arbeitsplätzen oder des Standorts geht. „Das ist oft ein schwieriger Spagat zwischen beiden Seiten, Arbeitgeber und Arbeitnehmer“, sagt Wesselborg. „Dabei sind wir Dolmetscher zwischen Belegschaft und Geschäftsführung“, beschreibt Jörg Abisch (Rockwool) die Rolle.

Betriebsräte als Kümmerer

A und O der Betriebsratsarbeit ist: „Man muss den Kollegen beweisen, dass man sich kümmert“, sagt Mika. „Transparenz, Ehrlichkeit, keine verkehrten Aussagen“, heißen die Grundsätze für Sven Engelhardt. „Reden, jederzeit anrufbar sein, auch außerhalb der Betriebszeiten. Und auf jede Frage eine Antwort finden.“ Das gehört für Jörg Abisch zum Wesentlichen der Aufgabe.

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