Gladbeck. . Laut einer Statistik ist es schon lange nicht mehr selbstverständlich, dem Nachbarn mal schnell mit Eiern oder Zucker auszuhelfen. Das sehen die ehrenamtlichen Nachbarschaftshelfer in Zweckel allerdings anders - und sie fassen den Hilfebegriff noch viel weiter.

„Kein Mensch ist so reich, dass er seinen Nachbarn nicht braucht“, sagt ein ungarisches Sprichwort. Doch wie sieht es heutzutage mit der Nachbarschaftshilfe aus? Laut einer dpa-Meldung sind immer weniger Menschen bereit, ihren Nachbarn zu helfen. Das zumindest hat eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Innofact ergeben. Nur noch jeder Dritte, 33 Prozent der Befragten, würde dem Nachbarn mit einem Ei oder etwas Zucker aushelfen. Im Jahr 2009 waren es noch dreiviertel alle Befragten.

Ganz anders sehen das die örtlichen Nachbarschaftshelfer aus dem Gladbecker Norden. Ende 2012, im Rahmen des Projektes Partizipation im Alter (PIA), gründete sich die Zweckeler Nachbarschaftshilfe, die mittlerweile ein zehnköpfiges Team umfasst, das dort einspringt, wo Hilfe benötigt wird. Dabei geht es allerdings vielmehr als nur darum, dem Nachbarn mit Eiern oder Zucker auszuhelfen. Unterstützung für Senioren im Alltag steht vielmehr im Fokus.

Vom Supermarkt-, über den Arztbesuch bis hin zu Spaziergängen oder Lesenachmittagen. Das Portfolio der ehrenamtlichen Helfer ist vielfältig: „Die Gründe für das freiwillige Engagement sind vielfältig“, weiß Angela Klar von der Seniorenberatung. So möchten die meisten Helfer vor allem ihre Freizeit sinnvoll nutzen: „Wir mögen die Kontakte zu anderen Menschen und wollen unsere eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten weitergeben.“

Mit dem Rasenmäher gleich auch noch zum Nachbarn

Nachbarschaftshilfe ist - und das wird auch bei einer Umfrage auf dem Rosenhügeler Markt deutlich - so gar nicht aus der Mode gekommen. „Als ich letztes Jahr mein Rasen gemäht habe, bin ich mit dem Mäher gleich rüber zum Nachbarn und habe dort weiter gemacht“, erklärt Diana Neubürger. Als Dankeschön erhielt die junge Gladbeckerin ein Stück selbstgebackenen Kirschkuchen. „Alleine dafür hat sich der Aufwand doch schon gelohnt. Für mich ist das selbstverständlich.“

Auch Hans Nymphius vom Seniorenbeirat der Stadt ist sich sicher: „Wenn irgendwo Not am Mann ist, dann kommt Hilfe“, so der Gladbecker, der ganz klar sagt: „Hier bei uns, da funktioniert das. Die Nachbarn suchen den Kontakt und natürlich helfen wir uns, wenn es nötig ist. Das ist doch gar keine Frage“, erklärt Nymphius. Eine Erklärung, warum die Nachbarschaftshilfe dennoch in anderen Städten immer mehr abnimmt, darüber muss Nymphius ein wenig grübeln: „Die Kommunikationsfreudigkeit hat nachgelassen. Aber ich selbst kenne das gar nicht.“