Gladbeck. . Der Verein für Orts- und Heimatkunde Gladbeck pflegt mit dem traditionellen Mettwurstpfannkuchen einen alten Fastnachtsbrauch mit rund 70 Freunden im Gasthof Kleimann-Reuer. Zum Schmaus gab es Geschichten von André Wülfing.

Brauchtumspflege kann zuweilen richtig gut schmecken und dazu noch kulturell anspruchsvoll sein: eine Erkenntnis, die rund 70 Mitglieder und Freunde des Vereins für Orts- und Heimatkunde beim traditionellen Mettwurstpfannkuchenessen gewinnen konnten.

„Wir wollen diesen alten Gladbecker Fastnachtsbrauch pflegen und lebendig halten. Früher haben wir auch immer noch ein zünftiges Karnevalsfest dazu gefeiert, aber die Zeiten sind vorbei“, sagt der Vereinsvorsitzende Heinz Enxing, der mit seinem Team diese Veranstaltung im Rentforter Traditionsgasthaus Kleimann-Reuer organisiert hat. Dieses Pfannkuchenessen ist nur einer von vielen Fastnachtsbräuchen, die bis in die Nachkriegszeit durchaus üblich waren und in der überwiegend katholischen Bevölkerung auch gepflegt wurden.

Erinnerung an altes Brauchtum

„Es ist das so genannte Bliesenjagen überliefert. Dabei zogen die Männer durch die Bauernschaften und sammelten Würste und Eier, die dann vor der langen Fastenzeit mit großem Fest und dem ein oder anderen Körnchen zur Verdauung verspeist wurden“, weiß Enxing, der mit seinem Verein diese Bräuche dokumentiert und in Form der Pfannkuchen weiter leben lässt.

Dabei sind natürlich auch Vegetarier mit von der Partie, die Mettwurst durch Apfelscheiben ersetzen. Andere Zeiten, andere Speisen. „Wir können aus Kostengründen kein karnevalistisches Programm mehr bieten. Aber wir haben natürlich für eine Alternative gesorgt. Mit André Wülfing haben wir einen Geschichtenerzähler eingeladen, den wir als großartigen Erzähler schon einmal am Consol-Theater in Gelsenkirchen erlebt haben“, sagte Heinz Enxing nicht ohne Stolz. Dazu hatte der rührige Brauchtumsfreund auch allen Grund, denn Wülfing weiß seine Zuhörer mit seinen erfrischenden Anekdoten und unterhaltsamen Geschichten aus aller Welt in seinen Bann zu ziehen.

Geschichtenerzähler aus Leidenschaft

Dabei ist der Künstler, der aus Wuppertal stammt und in Dortmund lebt, kein Büttenredner oder gar Komödiant, sondern ein klassischer Erzähler. „Ich unterhalte mit Worten. Ich erzähle Geschichten aus dem Bergischen oder die von der Strumpfstrickerin Maddy, deren Mann Paddy sich auf der Verkaufstour in Irland verirrt und allerlei Abenteuer zu bestehen hat.“

Auch diese Erzählkultur hat Tradition in der Region, denn die berühmten Kiepenkerle, die bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts noch unterwegs waren, hatten nicht nur Waren im Korb, sondern auch Geschichten im Kopf, die sie bei einem Schnäpschen gerne zum Besten gaben. Unterhaltung handgemacht und ursprünglich. Das passte gut zum leckeren Brauchtum und macht Hoffnung, dass auch im kommenden Jahr sich wieder reichlich Gladbecker am Pfannkuchen laben und sich Geschichten erzählen.