Nein, unter einem guten Stern stand die Diskussion „Wie der Fußball die Welt verändert hat“ von Beginn an nicht. Klaus Fischer fand am Mittwochabend, trotz Ankündigung, erst gar nicht den Weg ins Fritz-Lange-Haus, und auch zur späteren Stunde war bei der Veranstaltung des Seniorenbeirats außer Pauschalkritik nicht viel zu holen.
Dennoch: Ausstrahlung haben die Stars von einst, Olaf Thon, Mathias Schipper und der ersatzweise aufs Podium bestellte Manni Dubski, noch immer. Als sie den Raum betraten, ging ein leises Raunen durch den Saal. Und wenn Olaf Thon über seine Karriere spricht, schweifen die Gedanken in vergangene Zeiten. Das 6:6 gegen Bayern München, ein Jahrhundertspiel im Pokal, darf natürlich nicht fehlen. Als 18-Jähriger schoss Thon damals drei Tore. „Es war das größte Spiel meiner Karriere“, erinnerte sich Thon. Der wurde später mit Bayern München sogar Deutscher Meister, doch der einstige „Eurofighter“ relativierte gleich selbst: „Mit Bayern Meister zu werden, das ist nichts Besonderes. Das schafft jeder!“
Thon bemängelte negative Fragen
Was hat sich geändert zu früher? „Die Kabinen in der Glückauf-Kampfbahn waren nicht spartanisch – die Kabinen waren die letzten Kammern“, erinnerte sich Mathias Schipper. Auch der Faktor „Glamour“ sei enorm gewachsen. „Heute kommt man als Fan gar nicht mehr an die Spieler ‘ran“, monierte Moderator Hans-Josef Justen. Für ihn sei Fußball inzwischen zu Hollywood geworden. Doch Olaf Thon versuchte zu beschwichtigen: „Man macht es ja nicht, um die Fans auszuschließen, sondern um konzentriert arbeiten zu können. In der Regel ist das Training doch öffentlich“, klärte Thon auf, dem die negativen Fragen von Moderator „Hennes“ Justen wenig gefielen. „Lassen Sie uns doch einmal über etwas Positives reden“, forderte Thon, doch das war an diesem Abend nicht gewollt. „Früher war alles besser“, murmelte da der ein oder andere Fan im Publikum sarkastisch.
Ablöse kann nicht hoch genug sein
Auf die Frage, ob ein Spieler wie Julian Draxler die festgeschriebene Ablösesumme von 45,5 Millionen Euro überhaupt wert sei, antwortete Thon nur: „Das ist noch viel zu wenig.“ Beim Fußball werde eben am großen Rad gedreht. Mathias Schipper erntete Applaus, als er sagte: „Wenn die Spieler den Fans das Gefühl gäben, dass sie alles für den Verein tun, dann würde die Diskussion um zu hohe Ablösen und Gehälter nicht so heiß geführt.“
Auch den zahlreichen Besuchern wurde es am Ende schlichtweg zu bunt. „Ich kann diese Diskussion um Gehälter nicht mehr hören. Wissen Sie, wie ich Schalke lebe?“, fragte ein Fan aus der letzen Reihe und zeigte auf sein Schalke-Tattoo.
An diesem Abend wurde es einfach verpasst, darüber zu reden, wie der Fußball die Welt verändert habe. Dabei hätte das eigentlich in Zeiten von unreflektierten Fangewalt-Diskussionen und WM-Vergaben nach Russland oder Katar ein Leichtes sein sollen.