Gladbeck. . Am Thema scheiden sich die Geister. Die Geschichte des Reviers samt Bergbau und seiner bunten Bevölkerung rechtfertige einen Listenplatz, sagt ein Befürworter. Skeptiker vermissen Einzigartigkeit
Walter Hüßhoff ist bei dem Gedanken „Ruhrgebiet als Unesco-Weltkulturerbe“ prompt Feuer und Flamme. Hätte das Revier Erfolg mit seiner Bewerbung, „wäre das herrlich“, schwärmt der Gladbecker, der unter anderem im REVAG-Geschichtskreis (lokale) Geschichte bewahrt und weitergibt, dabei eng mit der Jugend zusammenarbeitet. Gerade dabei könnte der Titel „Weltkulturerbe“ den Bemühungen einen großen Schub geben. „Wir haben unsere Qualitäten schon im Kulturhauptstadtjahr 2010 unter Beweis gestellt“, meint Hüßhoff. Und im Pott steckt noch viel mehr – davon ist er fest überzeugt. Die Zeche Zollverein in Essen, die bereits auf der Unesco-Liste steht, sei längst nicht alles . . .
Image-Gewinn und Fördergelder
„Wenn es eine Unterschriftenliste für die Aufnahme in die Weltkulturerbe-Liste gäbe, wäre ich sofort dabei“, sagt Hüßhoff ganz spontan. Und ad hoc fällt ihm so manches an, das den Titel rechtfertigen würde. Klar, da wären zunächst einmal der Bergbau mit seinen architektonischen Besonderheiten und andere bedeutende Industrieanlagen. Nicht zu vergessen die Menschen: „Gerade die unterschiedlichen Religionen und Kulturen“ prägen nach Ansicht Hüßhoffs diesen Ballungsraum, ein Miteinander, das seit rund 130 Jahren funktioniere.
Ein Image-Gewinn und Reklame für die Region – das verspricht sich der Gladbecker von einem Weltkulturerbe-Titel. „Und Fördergelder würden auch ins Revier fließen“, so Hüßhoff. „Wir haben hier so viele lohnenswerte Sachen“, sagt er. Und denkt dabei auch an Ausflugsziele vor der eigenen Haustür: an den Bergbau-Wanderweg, die einstige Zeche Möller und an den „Dauerbrenner Zeche Zweckel“. Für Hüßhoff spricht nichts dagegen, dass das Revier einen Platz auf der Unesco-Liste bekommt.
Das sieht Künstlerin Karoline Dumpe anders: „Ich weiß nicht, ob wir so einzigartig sind. Was wir hier haben, gibt’s doch auch im Saarland oder in Tschechien.“ Sie findet das Thema schwierig, meint aber: „Man kann’s ja mal versuchen.“
Michael Polan, Vorsitzender des Fördervereins Zeche Zweckel, betrachtet die Bewerbung ebenfalls skeptisch – wenigstens auf Gladbeck bezogen. „Was können wir hier schon bieten?“, fragt er selbstkritisch. Er klagt: „Der Bürgermeister mit seiner Baggerpolitik macht doch alles platt.“ Man denke nur an den Hof Hahne. Sicher, „die Maschinenhalle ist schön, aber sonst“? Die Gesamtregion sei interessant und habe einzelne architektonische und kulturelle Schmuckstücke zu bieten, zum Beispiel das Schiffshebewerk Henrichenburg. Sollte allerdings die Bewerbung Erfolg haben, könnte das für Gladbeck ein „kleines Aushängeschild“ sein.