Gladbeck. . Bei der Betreuung jugendlicher Intensivstraftäter arbeiten Polizei und Staatsanwamtschaft im Kreis Recklinghausen eng zusammen. In Gladbeck gibt es eine Handvoll junger Schwerkrimineller
Die Zahl jugendlicher Straftäter insgesamt sinkt, doch ein „harter Kern“ von Kriminellen, der in Serie klaut, raubt und zuschlägt, bereitet weiter Sorgen. Landesjustizminister Thomas Kutschaty (SPD) schrieb mit der Aussage zu rückläufigen Zahlen Schlagzeilen – und mehr noch damit, dass jugendliche Straßenräuber in NRW immer brutaler vorgehen.
Das, was als landesweiter Trend kolportiert wird, lässt sich – zumindest in Teilen – auch auf den Kreis Recklinghausen übertragen. Kaum jemand weiß das besser als Kriminaloberrat Jürgen Albers von der Recklinghäuser Polizei, die für die Kreisstädte sowie Bottrop mit zusammen rund 740 000 Einwohnern zuständig ist.
Einschätzung erfahrener Beamter
Den Kriminalitätslagebericht 2013 gibt es noch nicht. Was es aber gibt, sind Zahlen aus zurückliegenden Jahren und die Einschätzung erfahrener Beamter zur aktuellen Situation. Die Zahlen bei der Jugendkriminalität im Kreis sinken kontinuierlich, eine Umkehr dieses Trends ist nicht erkennbar. Bei Kindern und Jugendlichen geht die Zahl der Tatverdächtigen deutlich zurück. Auch bei den Heranwachsenden ist ein Rückgang zu verspüren.
Nimmt man allerdings den Bereich junger Erwachsener hinzu, spiegeln die Zahlen die Entwicklung aus der Zeit vor 2007 wider, in denen es stetig nach oben ging. Aus einigen der damaligen Mini-Ganoven sind gestandene Kriminelle geworden. „Wir haben in der Tat noch mit einem Alt-Klientel zu tun“, berichtet Jürgen Albers. „Halten wir die Situation bei Kindern und Jugendlichen wie sie ist, haben wir noch in den nächsten zehn Jahren weiter rückläufige Zahlen. Es wachsen, wenn man so will, gute Generationen heran.“
30 bis 50 Intensivstraftäter
Gibt es weniger, aber dafür brutalere jugendliche Täter? Albers: „Auf jemanden einzutreten oder einzuprügeln, war auch schon vor 20 Jahren brutal. Das hat es damals gegeben, das gibt es heute.“
Dass es jedoch auch im Kreis Jugendliche und junge Erwachsene gibt, die als (gewaltbereite) „Intensivtäter“ gelten, bestätigt der Kriminaloberrat. Auf zwischen 30 und 50 Personen beziffert er diese Gruppe. „In dieser Klientel findet man eben auch die Schläger. Es handelt sich um die fünf bis zehn Prozent an straffällig gewordenen Jugendlichen, die ihre kriminelle Karriere nicht irgendwann beenden, sondern weitermachen.“ Studien zufolge begehen sie in ihrer Altersgruppe etwa 60 Prozent der Taten, ziehen oft andere mit hinein. „Haben wir diese Leute im Griff, haben wir einen großen Teil der Jugendkriminalität im Griff.“
Fünf bis zehn Intensivstraftäter gibt es laut Polizeisprecherin Ramona Hörst in Gladbeck und Bottrop, „davon sind rund zwei Drittel Jugendliche.“ Polizei und Staatsanwaltschaft entwickeln gemeinsam Konzepte, die von Freiheitsentzug bis hin zu erzieherischen Maßnahmen reichen.
Intensivtäterkonzept seit 2008
Die Recklinghäuser Polizei hat 2008 ein Intensivtäterkonzept aufgelegt, um junge Mehrfachtäter von der schiefen Bahn abzubringen. Seither ging die Zahl der Täter drastisch zurück.
Rund 400 Jugendliche und junge Erwachsene unter 21 Jahren wurden bisher im Programm begleitet, die als Mehrfachstraftäter immer wieder aufgefallen waren: Motorrollerklau, Diebstähle, Einbrüche, Körperverletzung – oft alles in Serie. Einige junge Leute im Intensivtäterprogramm haben bis zu 100 Taten auf dem Konto. Mehr als 250 Jugendliche und Heranwachsende, die im Programm betreut wurden, traten danach nicht mehr als Straftäter in Erscheinung – ein Erfolg.
Landesweit bekannt wurde die Arbeit der Polizei in Recklinghausen in Kooperation mit der Stadt Marl. Die Ordnungspartnerschaft „Präventions- und Handlungskonzept gegen Gewalt in Marl“ wurde 2013 mit dem „Landespreis Innere Sicherheit“ ausgezeichnet.