Der Gladbecker Historiker Frank Bajohr ist Leiter des neu eingerichteten Zentrums für Holocaust-Studien im Münchner Institut für Zeitgeschichte (IfZ).
Unterstützt vom Ministeriumfür Bildung und Forschung
Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, übernahm Bajohr im Juli vergangenen Jahres die Leitung des Zentrums, das unter dem Dach des Instituts zunächst in einer zweijährigen Vorlaufphase mit Sondermitteln des Ministeriums für Bildung und Forschung unterstützt wird. Geplant ist, das Zentrum in München zu einer ähnlich großen Holocaust-Forschungseinrichtung wie Yad Vashem in Jerusalem oder das Holocaust-Museum in Washington zu entwickeln.
Frank Bajohr, Jahrgang 1961, studierte nach dem Abitur (Ratsgymnasium 1980) Geschichte in Essen und legte schon früh seinen wissenschaftlichen Schwerpunkt auf die Geschichte der NS-Zeit, die Erforschung des Holocaust und des Antisemitismus. Er promovierte in Hamburg mit einer Untersuchung über die Verdrängung der jüdischen Unternehmer in Hamburg in der Zeit von 1933 - 1945.
In Gladbeck wurde Frank Bajohr 1983 durch sein Buch „Gladbeck unterm Hakenkreuz“ (1983) bekannt. Er gab damit einen wesentlichen Anstoß zur lokalen Aufarbeitung der Gladbecker Zeit im Nationalsozialismus - und erntete heftige Abwehr: „Damals gab es viele aggressive Reaktionen“, erinnert sich Manfred Samen, bekannter Heimatforscher der lokalen NS-Geschichte.
Mit der Holocaust-Forschungsstelle in München wird nun erstmals auch in Deutschland, dem Land der Täter, ein solches Zentrum geschaffen. Warum es dies vorher noch nicht gab, erklärt Bajohr damit, dass der Holocaust erst in jüngerer Zeit aus der Opferperspektive erforscht werde. „Die Opferempathie ist anfangs nicht sehr stark ausgeprägt gewesen, da sich die Deutschen ja selbst als Opfer empfunden haben.“
Dass die wissenschaftliche Behäftigung mit dem Holocaust bei aller professionellen Distanz emotional belastend sein kann, bestätigt Bajohr im Interview in der Süddeutschen Zeitung. Sein Umgang damit: Die Akte ‘mal zuklappen und einen Spaziergang einlegen.