Gladbeck.

Zwar sind die Kulturabende im Café Stilbruch Montags schon „kult“ und stets gut besucht, doch dass extra Tische angebaut werden müssen, der ein oder andere Gast nur eine Stehplatzkarte bekommt, ist auch für die Veranstaltungen des Leuchtfeder-Kulturvereins eher selten der Fall. Mehr als 30 Besucher kamen in die heimelige Eckkneipe, um Raniero Spahn, Werner Zapp und Harry-Michael Liedtke bei ihren „Alltagssatiren à la Kishon“ zu lauschen.

„Ihr Sujet ist der Alltag, doch alltäglich sind diese satirischen Geschichten nicht“, kündigte Organisator Harry-Michael Liedtke den Abend an. Er sollte Recht behalten. Raniero Spahn brauchte ganze drei Sätze, um die Lacher auf seine Seite zu bekommen.

Eine herzhafte Kurzgeschichte über unkonventionelle Grabreden bedeutete einen verheißungsvollen Start in den Abend. Eine Marktlücke sei dies. „Sagen sie doch einmal die Wahrheit am Grab“, forderte Protagonist Heiko Summerland in der Geschichte des Duisburgers Spahn und setzt sich mit seinem Unternehmen dafür ein, der Verlogenheit am Grab ein Ende zu setzen. Humorige Wendungen, ein ungewöhnlicher aber toller Blick auf das scheinbar schwere Gebiet der Bestattungen machte die aberwitzige Prosa perfekt.

Werner Zapp – ein Name, wie ein Peitschenschlag – folgte auf Spahn und las nicht minder schlecht. Ganz im Gegenteil: Das Niveau der Satiren war außergewöhnlich hoch. Als Sprachkünstler und hervorragender Linguist grübelte Zapp öffentlich über die Genderisierung von Kosenamen. Und nein, eine Frau hat es nicht gerne in der Öffentlichkeit „Bettgenössin“ oder „Tier“ genannt zu werden. Nach vielen Jahren hörte er mit dem „Unfug“ aus. Freunde und Bekannte nennen seine Frau „Moni“, er nennt sie schlichtweg „ka“.

Romantisch wurde es bei Harry-Michael Liedtke. Unter dem Titel „Klebestärke permanent“ schilderte der Gladbecker einen Zwist zwischen dem Pärchen Ingo und Henrietta. Wohl jeder Besucher selbst hatte diese Art von Streit schon einmal erlebt. Wenn es um „Mein und Dein“ in einer Beziehung geht, um „Geringschätzung des anderen“ und um „packende Romantik am Ende eines Gewitters.“ Es war nicht nur die fantastische Satire selbst, die die Besucher auf ihre Kosten kommen ließen. Vielmehr war es die Art, wie Liedtke seine grandiose Geschichte vorlas. Hätte man den Literaten nicht mit stilechten schwarzen, offenen Hemd und Cappe auf der Bühne gesehen, so hätte man diesen Auftritt wohl als perfektes Hörbuch genießen können. Es war, und dies ist durchaus positiv gemeint, wie immer auf der heimeligen Kleinkunstbühne: Familiär, Wortgewandt und Kunst auf ganz hohen Level.