Gladbeck. . Zum zehnten geburtstag feierte der Förderverein der Neuen Galerie Gladbeck zwei Tage lang. Eher feierlich ging es beim abendlichen Festakt zu. Bei der Benefiz-Auktion war dann der Einsatz der Kunstfreunde gefragt. Als Stargast war Ex-Schalke-Spieler Yves Eigenrauch dabei.

Es ist voll. Es ist heiß. Und nun soll es auch noch hoch hergehen in der Neuen Galerie. Zu seinem zehnten Geburtstag lädt der Förderverein zur Benefizauktion. 63 Gemälde, Drucke, Fotografien, Grafiken und Objekte haben international renommierte Künstler gestiftet – der Erlös der Versteigerung soll in die Vereinsarbeit fließen.

Zunächst einmal fließt aber der Wein. Den gibt es zur musikalischen Matinee mit dem Martin Greif Quartett. Eine der goldenen Regeln für Auktionatoren sei, die Bieter mit legalen Drogen zu versorgen, um die Stimmung und das Portemonnaie zu lockern, scherzt Gerd Weggel später bei seiner Einführung zur anschließenden Auktion.

So richtig locker sitzen die Geldbörsen aber noch nicht, als die ersten Bilder unter den

Hammer kommen. Die Reihen im Lesesaal sind so eng, dass so mancher im Publikum sich um die Kunstwerke sorgt, die nach Art der Petersburger Hängung an der Wand präsentiert werden. Die Sorge ist nicht unberechtigt: Das Lichtobjekt Raam von Madeleine Boschan geht zu Boden – übersteht den Sturz jedoch scheinbar unbeschadet und erzielt 750 Euro.

Meist gewinnt der Saal

Für Auktionator Weggel ist diese Versteigerung eine besondere Herausforderung. Im Netz konnten Kunstfreunde bereits seit Ende November Gebote abgeben (die WAZ berichtete). Diese Gebote muss der Auktionator nun im Auge behalten, zusätzlich zu den Geboten im Saal.

Doch die meisten Online-Bieter gehen ohnehin leer aus, werden von den Kunstliebhabern im Saal überboten. Dramatische Bieter-Duelle gibt es dabei allerdings nicht. Immer wieder betont Weggel, wie weit die Auktions-Limits unter den regulären Galerie-Preisen liegen. Das wirkt – und trotzdem gehen die Kunstwerke an der Bottroper Straße zu Schnäppchenpreisen weg.

Anna Blume für 1500 Euro

Tatjana Dolls „Anna Blume“ erzielt beispielsweise 1500 Euro – aber erst, nachdem Weggel zu Bestechungsversuchen greift: „Will noch jemand ein Glas Wein?“ Auch Cornelia Schleimes Hirschfrau ist begehrt. 1600 Euro bietet der Käufer – das Startgebot lag bei 500.

Neue Galerie Gladbeck

Benefiz-Auktion am Sonntag, 19.01.2014 in der Neuen Galerie Gladbeck Foto: Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Benefiz-Auktion am Sonntag, 19.01.2014 in der Neuen Galerie Gladbeck Foto: Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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Yves Eigenrauch
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Auktionator Gerd Weggel
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Auktionator Gerd Weggel
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Weggel macht seinen Job gut, zu jedem Werk hat er eine kleine Geschichte parat, beispielsweise zu Sonja Alhäuser und Heike Kati Barath, die in der Neuen Galerie viel Wirbel machten. „Vielleicht erinnert sich der eine oder andere an das Kaninchenessen“, sagt Weggel, und Gelächter breitet sich im Saal auf. Zehn Jahre Förderverein – das sind viele gemeinsame Erinnerungen.

Neben Weggel gibt es auch Gastauktionatoren. Bürgermeister Ulrich Roland ver- und ersteigert drei Werke von Werner Pokorny.

Stargast ist Yves Eigenrauch – Ex-Fußballer und aktiver Kunstfreund. Er übernimmt die Versteigerung dreier Werke, und eines eigenen Siebdrucks, einer Art Trainerskizze. Für seine Moderation bekam er Zwischenapplaus – und 180 Euro für sein Werk. Seine Jahre als Fußball-Profi sind ja schon eine Weile her – als Mitglied der legendären Eurofighter muss Eigenrauch aber damit leben, immer wieder auf seinen Verein Schalke 04 angesprochen zu werden. Und so geht es auch in der Pause weniger um Gemälde als um Schalke. Fußball ist ja auch eine Kunst.

Festakt zum Vereinsjubiläum

Volles Haus, das gibt es öfter in der Neuen Galerie. Mindestens viermal im Jahr, bei jeder Ausstellungseröffnung, drängen sich die Gäste in dem außergewöhnlichen Ausstellungsraum im Rathauspark. Doch an diesem Samstag Abend kamen die Besucher nicht, um zeitgenössische Kunst zu bewundern, sondern um mit denen zu feiern, die seit zehn Jahren dafür sorgen, dass sie das in Gladbeck tun können: Mit dem Förderverein der Neuen Galerie, ganz besonders mit dem Vorsitzenden und Kurator Gerd Weggel.

Und so beherrschte das Lob für das herausragende bürgerschaftliche Engagement auch folgerichtig die Festreden. „Die Neue Galerie hat ihren hervorragenden Ruf in beeindruckender Weise ausgebaut“, lobte Bürgermeister Ulrich Roland, der sich noch gut erinnern konnte, wie die Vereinsgründer 2009 mit einem Pappmodell des Neubaus in sein Amtszimmer marschierten und um Unterstützung baten.

Die gab und gibt es nicht nur von der Stadt und der Gladbecker Sparkasse, auch das Land NRW half mit. Hans-Heinrich Große-Brockhoff, ehemaliger Kulturstaatssekretär, spielte bei der Bereitstellung von Landesmitteln für den Neubau eine wesentliche Rolle. Zehn Jahre danach freut er sich über den Erfolg, sieht seine Auffassung von der Bedeutung bürgerschaftlichen bestätigt, bezeichnet diese gar als „Avantgarde von etwas Neuem“, als eine Bewegung, die mit dem Slogan „Wir sind die Kultur“ treffend beschrieben sei. Förderung sei dennoch nötig, gab Große-Brockhoff einen Hinweis an seine Nachfolger im Amt. Die wissen um den Wert solch Engagements, das war den Worten von Dr. Ingrid Stoppa-Sehlbach vom Kulturministerium zu entnehmen. Sie lobte die Neue Galerie als „Impulsgeber der Stadtgesellschaft“ und „Ort kultureller Bildung“ .

Das weiß keiner besser als Gerd Weggel selbst. „Förderung von Kunst rechnet sich nicht, aber sie zahlt sich aus“, gab er den Festgästen einen Gedanken mit. Die durften an dem Abend übrigens auch Musikkunst genießen, gespielt vom Helmut Lörscher Trio.