Gladbeck.
Der künftige Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zeigte am Freitagabend beim DGB-Neujahrsempfang in der Stadthalle Gladbeck klare Kante: Reiner Hoffmann kündigte für das Jahr 2014 eine Mitbestimmungs-Offensive des DGB an und skizzierte wesentliche Punkte künftigen gewerkschaftlichen Engagements.
Im Frühjahr wird Reiner Hoffmann zum Nachfolger von Michael Sommer gewählt werden; für das Spitzenamt ist er bereits offiziell nominiert; insofern konnte die DGB-Region Emscher-Lippe einen Top-Gast in Gladbeck begrüßen.
Und Hoffmann enttäuschte die Erwartungen nicht - sofort wendete er sich dem Thema der Großen Koalition zu und forderte, dass jene Punkte, die im Koalitionsvertrag vereinbart worden seien, nun auch eingehalten werden müssten. Es gelte vor allem auch, den Mindestlohn „ohne Aufweichungen“ durchzusetzen. „Der Mindestlohn ist kein Job-Killer. Und es ist an der Zeit, dass der Mindestlohn auch in der Bundesrepublik Deutschland endlich Realität wird“, sagte Hoffmann unter dem Applaus der Gewerkschafter in der Stadthalle.
Debatte zum Wert der Arbeit
Eine neue gesellschaftliche Debatte über den Wert der Arbeit sei notwendig, ergänzte der designierte DGB-Bundeschef, der unterstrich: „Wir wollen, dass die Menschen von ihrer Arbeit und später von ihrer Rente leben können.“
Der künftige Gewerkschafts-Chef ließ in seiner Rede kaum einen zentralen Themenpunkt aus. Nötig sei auch die Stärkung von Tarifautonomie und Tarifeinheit (ein Betrieb, ein Tarifvertrag); das massenhafte Ausscheren von Betrieben aus der Tarifbindung müsse zudem unterbunden werden; und jene Beschäftigten, die einen Betriebsrat gründen wollten, müssten per Gesetz besser vor Sanktionen des Arbeitgebers abgesichert werden. „Der DGB wird 2014 eine Mitbestimmungs-Offensive starten“, kündigte Hoffmann an. „Wir brauchen den vollen Kündigungsschutz für alle, die einen Betriebsrat gründen wollen.“
Von der Europapolitik bis zur weiteren Humanisierung der Arbeitswelt - Reiner Hoffmann zeigte in Gladbeck eine Rundum-Präsentation seiner gewerkschaftlichen Vorstellungen und Pläne.
Zuvor hatte DGB-Regionsgeschäftsführer Josef Hülsdünker die Gäste in der Stadthalle begrüßt und vor allem auch gefordert, endlich die Region des nördlichen Ruhrgebiets nachhaltig zu stärken. „Wir wollen keine Extra-Currywurst, aber gleiche Lebensbedingungen wie in den anderen Teilen Deutschlands“, so Hülsdünker, begleitet vom Applaus des Publikums. Es gelte, die weitere De-Industriealisierung der Region zu stoppen und mit Hilfe eines sozialen Arbeitsmarktes auch Langzeitarbeitslosen endlich eine Perspektive zu geben. „Die Arbeitgeber müssen zudem ihrer Ausbildungsverpflichtung nachkommen“, ergänzte Hülsdünker. Nötig sei es, „aus den vielen jungen Menschen die Fachkräfte der Zukunft machen“.
Für die Stärkung der Region
Die Stärkung der Region - dieses Thema beschäftigte auch Gladbecks Bürgermeister Ulrich Roland (SPD) in seinem Grußwort. „In den Stadtgesellschaften brennt uns die Armut zunehmend auf den Nägeln“, sagte Roland. Die Große Koalition müsse auch die Benachteiligung der Städte im Westen Deutschlands endlich beenden. Eine Förderung nach Bedürftigkeit statt nach der Himmelsrichtung sei dringend notwendig. Die Gewerkschaften, so Roland weiter, seien aus dem Jahr 2013 gestärkt herausgegangen; das hätten auch die Verhandlungsergebnisse der Großen Koalition klar gezeigt. Bis in den späteren Abend hinein lief der DGB-Empfang bei Musik, Kabarett und Gesprächen.