Gladbeck. . Dorothea Hahne hat vor 50 Jahren ihre Meisterprüfung als Augenoptikerin bestanden – Schwager Karl-Ernst Alt wurde im selben Jahr Uhrmachermeister. Nun gab’s für beide den goldenen Meisterbrief. Beide führten über Jahrzehnte Geschäfte in der Gladbecker Innenstadt
Karl-Ernst Alt wollte schon immer Uhrmacher werden. Wie sein Opa. Das wusste er schon als Junge. Gerade einmal 14 Jahre alt war er, als er seine Lehre antrat. „Ich bin nur siebeneinhalb Jahre zur Schule gegangen“, erzählt er. Es war keine leichte zeit damals – Alt wurde 1945 eingeschult.
Mit seiner Berufswahl ist er bis heute glücklich. Die feine Mechanik seines Meisterstücks erfüllt ihn noch immer mit Stolz. 490 Stunden hat er daran gearbeitet. Ein goldenes Schmuckstück, das den Blick auf sein Uhrwerk erlaubt. Kein Wunder, dass er es für immer behalten will – „das könnte doch eh niemand bezahlen“, sagt er lachend.
Traditionsunternehmen
Kürzlich ist Alt (74) mit dem Goldenen Meisterbrief ausgezeichnet worden – genau wie seine Schwägerin Dorothea Hahne. Sie legte im selben Jahr wie ihr Schwager die Meisterprüfung ab, als Augenoptikerin. Damit trat sie in die Fußstapfen ihres Vaters.
Die Liebe zum Beruf verbindet Alt und Hahne. In beider Familien hat das Handwerk Tradition, beider Geschäfte werden von Familienmitgliedern fortgeführt, beide unter dem Namen „Hahne“.
Moden ändern sich
Familienbetriebe in vierter Generation
Die Goldmeister sind schon seit einigen Jahren im Ruhestand. Beide Senior-Chefs unterstützen ihre Nachfolger nach Kräften.
Das Geschäft von Dorothea Hahne führt Matthias Alt als Augenoptik- und Hörakustikmeister weiter.
Georg und Regina Hahne haben das Juweliergeschäft von Karl-Ernst Alt übernommen. Damit sind beide Geschäfte an der Hochstraße nun in der vierten Generation Familienbetriebe.
Das Geschäft hat sich verändert im Laufe der Jahrzehnte, sowohl in der Augenoptik als auch in der Uhrmacherei. Die Brillenmode ist schnelllebig. „Ich war immer aufgeschlossen, auch den neue Modellen gegenüber“, sagt Dorothea Hahne (76). Gut erinnert sie sich an die Zeit der schwarz-umrahmten Kassengestelle – und der dicken Glasbausteine. „In der Technik hat sich viel getan, besonders bei den Gläsern“, sagt sie lächelnd. Die sind im Lauf der Jahre immer dünner geworden – und die Brillengestelle immer schicker.
Der Konkurrenzdruck ist im Gewerbe gestiegen, besonders durch die Großfilialisten. „Man muss seine Nische finden“, sagt Dorothea Hahne. Die Kunden wüssten die persönliche Beratung nach wie vor zu schätzen.
Reparaturen
Bei den Uhrmachern hat sich das Geschäft verschoben. „Was in meinen 50 Jahren im Handel passiert ist, hätte man nie vorhersehen können“, sagt Karl-Ernst Alt. Die Uhrenindustrie sei revolutioniert worden, insbesondere durch modische, preiswerte Massenproduktionen, bei denen höchstens noch die Batterie ausgetauscht werden kann. Nur noch sehr hochwertige und ältere Uhren können überhaupt repariert werden. Die Werkstatt bei Hahne gibt es immer noch – die Mitarbeiter haben trotz des Plastiktrends gut zu tun.
Ganz von der Uhrenmechanik lassen mag Alt auch im Ruhestand nicht. Und so widmet er sich ab und zu dem Glockenspiel an der Hochstraße. Erst kürzlich wechselte er dort die Walzen aus – nun erklingen wieder weihnachtliche Melodien in der Fußgängerzone. Beine hochlegen, das ist nichts für die Senioren.