Gladbeck. . Anke Roth und Christian Becker sitzen Seit’ an Seit’ im Kammerorchester Gladbeck und lassen ihre Fagotte erklingen. Sie stieß vor zwei Jahren zu dem Ensemble, er ist ein Gründungsmitglied

Was das Besondere an einem Fagott ist? „Es klingt warm, tief und weich!“ Das sagen Anke Roth und Christian Becker unisono, ohne lange überlegen zu müssen. Überhaupt sind die beiden unüberhörbar ein gut eingespieltes Team. Und so soll’s auch sein, wenn Menschen zusammen in einem Orchester musizieren. Auf den ersten Blick sind die beiden sehr unterschiedlich. Hier der 47-jährige Logistik-Berater, der in Gladbeck geboren wurde und heute in Gelsenkirchen lebt; dort seine Kollegin, die ihre Wurzeln in Köln hat. Vor drei Jahren zog die 46-jährige Kieferorthopädin nach Gladbeck. Die Musik war es, die eine Verbindung zwischen Anke Roth und Christian Becker schuf. Sie spielen beide im Kammerorchester Gladbeck; mehr noch: Seit‘ an Seit’ entlocken sie ihrem Fagott den warmen Ton, den sie so lieben.

Becker gehört zu den Gründungsmitgliedern des Laien-Ensembles, das in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiern kann. Anke Roth bezeichnet sich selbst immer noch als „Anfängerin“. Mit der WAZ sprachen die Pult-Nachbarn über ihr Hobby; die Welt der Klänge, die ihnen ihr Engagement im Kammerorchester eröffnet.

Herr Becker, welches Anliegen hat zur Gründung des Kammerorchesters Gladbeck geführt?

Becker: Ursprünglich habe ich hier in der Musikschule musiziert. Später haben sich einige Schüler, die der Musikschule entwachsen waren und weiter zusammen spielen wollten, entschlossen, das Kammerorchester zu gründen. 35 Mitglieder waren wir bei der Gründung.

Fagott ist sicherlich kein populäres Instrument. Warum haben Sie sich dafür entschieden, Herr Becker?

Becker: Das war Zufall. Ich habe an der Musikschule anfangs Gitarre gespielt. Der damalige Leiter hat mich irgendwann gefragt, ob ich nicht ein Orchesterinstrument lernen möchte, er hätte da ein Fagott frei. Ich wusste nicht, was das ist, wollte es aber ausprobieren. So bin ich mit elf oder zwölf Jahren mit dem Fagottspielen angefangen.

Auf welchem Wege kamen Sie, Frau Roth, zum Kammerorchester?

Roth: Ich spiele eigentlich Saxophon als Mitglied in einer Big Band. Als ich nach Gladbeck kam, fand ich hier nichts, wo ich hätte einsteigen können. Deshalb habe ich mir gedacht: Ich muss mir musikalisch ein weiteres Standbein aufbauen. So habe ich mir vor vier Jahren gesagt: Jetzt fängst du Fagott an. Im Internet habe ich nach einem Orchester gesucht, in dem ich vielleicht mitmachen könnte und habe bei Herrn Böckmann (Anmerk. der Redaktion: Joachim Böckmann, Vorsitzender des Kammerorchesters) angefragt.

Können Sie beide sich an ihr erstes Zusammenspiel erinnern?

Becker: Ja, es gab einen zweiten Fagottisten bei uns, der vor dem Konzert krank geworden ist. Da ist Anke, kurz nachdem sie zu uns gekommen ist, gleich eingesprungen.

Roth: Mein Plan war ja eigentlich, erst mal zu gucken und dann langsam in den Orchesterbetrieb hineinzuwachsen. Bei der ersten Probe bin ich so herzlich aufgenommen worden, dass mir sofort klar war: Hier will ich mitmachen.

Gibt es Konkurrenz unter Ihnen?

Roth: Nein, wir haben eine klare Aufteilung. Christian ist der alte Hase. Er bietet mir immer an, auch mal die erste Stimme zu spielen, aber das mache ich nur auf Probe.

Haben Sie Wünsche für die Zukunft des Kammerorchesters?

Becker: Ich wünsche mir, dass wir weiterhin so viel Spaß haben, mitein­ander zu musizieren.

Roth: Ich wünsche mir, dass es immer Leute gibt, die die Geschicke des Vereins in die Hand nehmen.