Gladbeck. . Peter Henning hat das Verbrechen vom August 1988 in einem Roman verarbeitet. Am 14. November liest er und stellt sich Fragen im Lesecafé der Stadtbücherei

Mit gemischten Gefühlen haben viele Gladbecker in diesem Sommer das Erscheinen des Romans „Ein deutscher Sommer“ aufgenommen. Klebt doch das Negativ-Image der Geiseldrama-Stadt seitdem an Gladbeck wie ein Stück Teer. Und nun ist, exakt 25 Jahre nach dem Verbrechen, ein über 500 Seiten starkes Werk erschienen, in dem die ganze unselige Geschichte fiktiv noch einmal erzählt wird. Der Autor Peter Henning hat das Thema, das in Rentfort an der Schwechater Straße 38 seinen Anfang nahm und ganz Deutschland 54 Stunden lang in Atem hielt, als Grundlage für seinen Thriller genommen, über den der bekannte Journalist Gerd Scobel urteilt: „Zeitgeschichte derart klug und spannend zu erzählen, ist schon eine Kunst.“

Veranstaltungsreihe Café Schlaflos

Der gelernte Journalist erzählt keine reine Räuberpistole rund um die Kriminellen Rösner und Degowski, die ja bis heute in Haft sind. Er schrieb vor allem einen packenden Roman über die Eskalation eines Geschehens, das ohne die Gier der Medien nach echtem Horror nicht so blutig abgelaufen wäre, nie ein derart tragisches Ende gefunden hätte.

Vier Jahre lang hat Henning an dem Roman gearbeitet, für die Recherche war er mehrmals in Gladbeck vor Ort. Am Donnerstag, 14. November, kommt er nun erneut nach Gladbeck. Diesmal als Gast der Stadtbücherei und des Literaturbüros Ruhr, das den Autor im Rahmen der literarischen Veranstaltungsreihe „Café Schaflos“ zur Lesung eingeladen hat.

Doch Peter Henning wird dem Gladbecker Publikum an dem Abend nicht nur Passagen aus seinem Werk präsentieren. Im Gespräch mit Gerd Herholz, Leiter des Literaturbüros, und Maria Lüning-Heyenrath, Redaktionsleiterin der Gladbecker WAZ, die den Abend gemeinsam moderieren, wird er auch über seine Beweggründe für die literarische Verarbeitung des Themas, die Entstehung des Werks und die Hintergründe der Geschichte sprechen – und sich natürlich den Fragen des Publikums stellen.

Das Gladbecker Geiseldrama, bei dem zwei Menschen vor laufenden Kameras starben und die Polizei in erschreckender Weise versagte, schrieb auch unrühmliche Mediengeschichte. Im WAZ-Interview zum Zeitpunkt des Erscheinen des Buchs in diesem Sommer erklärt der Autor: „Das Gladbecker Geiseldrama war die Geburtsstunde des Privatfernsehens. Man merkte plötzlich, dass die Journalisten, deren Aufgabe darin bestand, über Ereignisse zu berichten ohne Partei zu nehmen, die Grenzen übersprangen und Teil des Ereignisses wurden.“