Gladbeck. Josef van Treeck wurde 60 Jahre nach seiner erfolgreicher Prüfung jetzt der diamantene Meisterbrief verliehen. Der 82-jährige Gladbecker ist einer der letzten so Geehrten einer traditionellen Zunft, die langsam ausstirbt

„Als junger Bursche und langjähriger Messdiener wollte ich zunächst Pastor werden“, erzählt Josef van Treeck. Er habe angesichts der schlechten Lage in der Nachkriegszeit dann aber doch auf den Rat seines Vaters gehört, der sagte: „Ergreif lieber einen Nahrungsmittelberuf, denn gegessen wird immer.“ Metzger ist der aus dem Geldernland stammende damals 14-Jährige dann geworden.

Letztlich keine Notlösung, sondern ein Beruf, den der heute 82-Jährige stets mit Leidenschaft ausgeübt hat. Am Montagabend wurde die Verbundenheit zum Fleischerhandwerk erneut dokumentiert, indem Obermeisterin Martina Engberding dem Jubilar bei der Innungsversammlung im Haus Kleimann seinen diamantenen Meisterbrief überreichte.

Im Betrieb von Günther Taschen an der Beethovenstraße in Zweckel hat Jupp, wie alle Bekannten und Familienmitglieder Josef van Treeck nennen, seine Ausbildung 1945 begonnen, um erfolgreich am 30. März 1948 die Gesellenprüfung und später, am 20. Mai 1953, die Meisterprüfung abzulegen. Die Berufsausbildung sei damals noch eine andere gewesen als heute, denn selbstverständlich habe das Töten eines Tieres zur Lehre gehört wie das Wursten. „Nein“, Probleme habe er damit nicht gehabt. „Das Schlachten gehörte doch früher zum Alltag der Leute, wo fast jeder im Schuppen hinter dem Haus ein Schwein, Kaninchen oder Hühner gehalten hat.“ Eines sei für ihn aber immer Ehrensache gewesen: Das zum Nutzen des Menschen für die Fleischerzeugung gezüchtete Tier dürfe nicht in Hektik und schlecht behandelt seinen letzten Weg antreten, „sondern es muss stets in Würde sterben können.“

Betriebe bilden kaum noch aus

Diesen kompletten Verarbeitungszyklus gebe es heute für Auszubildende im Fleischerhandwerk nicht mehr. „Bei meiner praktischen Gesellenprüfung war das Schlachten eines Schweines und das anschließende grobe Zerteilen noch selbstverständliche Pflicht.“ Jetzt würden Großschlachtereien, fleischverarbeitende Großbetriebe und die Fleischtheken in den Supermärkten den Handwerksbetrieb mehr und mehr verdrängen. In Gladbeck gebe es noch zwei Fleischereien, ebenso wenige in der Nachbarschaft, „von denen kaum noch welche ausbilden“.

Gerade das bereite ihm als leidenschaftlichem Streiter für die Berufsausbildung – der bis zur Geschäftsaufgabe des 1965 von den Schwiegereltern übernommenen Betriebes am Scheideweg im Jahre 1987 auch als Lehrlingswart der Innung sowie Fach- und Werkstattleiter an den Berufsschulen in Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen tätig war – „schlaflose Nächte“. Denn mit erleben zu müssen, „wie der traditionelle Beruf des Fleischers ausstirbt, tut weh“, sei aber eine Tatsache, mit der man sich wohl abfinden müsse.

Was den zweifachen Großvater trösten mag, dass sich mit seiner Enkelin Anne-Kathrin ein Kreis schließt. Sie ergreift zwar keinen Beruf im Fleischgewerbe, sondern nähert sich dem ersten Berufswunsch des Opas an: Die 23-Jährige wird Pastoralreferentin.