Gladbeck.
In Butendorf, einem der vier großen Stadtteile von Gladbeck, ist die sozialdemokratische Welt in Ordnung. Im Bürgertreff der Partei an der Ecke Landstraße/Ulmenstraße fand jetzt das traditionelle Skatturnier der Sozialdemokraten statt.
Eine Veranstaltung, die nur auf den ersten Blick nichts mit Politik zu tun hat. Wer genau hinhört, der merkt schnell, dass zwar Herz für die Sozialdemokratie Trumpf ist, aber der Parteivorstand um Sigmar Gabriel schnell in den Koalitionsverhandlungen die Akzeptanz der Basis überreizen kann, um Bild des Skatspielens zu bleiben.
Keine leichte Situation
So jedenfalls sieht der 70-jährige ehemalige Steiger Franz Burgunder die Sache. „Am besten wäre es, wenn es Neuwahlen gäbe. Dann würde die Feilscherei vielleicht überflüssig. Die SPD unter den jetzigen Umständen sollte in Opposition gehen, denn bei Neuwahlen könnte es eine Renaissance für die FDP geben“, so Burgunder.
Sein Statement löst in der Runde der zwölf versammelten Skatbrüder eine Diskussion aus. „Wir haben mit der großen Koalition und einem Außenminister Willy Brandt den Weg in die Regierungsübernahme bereitet und die Ostverträge vorbereitet“, sagt Jürgen Ricken. Der 77-jährige ehemalige Gewerkschaftssekretär und Bergmann ist das, was man getrost als Urgestein der Sozialdemokratie der Nachkriegszeit bezeichnen kann: mit 17 wurde er Genosse und hat diesen Schritt nie bereut.
„Ich persönlich kann nur sagen, dass der Wähler entschieden hat. Wir haben als Sozis doch nach den demokratischen Grundregeln die Wahl, über eine Koalition aus Grünen und der Linken nachzudenken“, so Ricken. Klare Kante und kein Hurra für das, was da im Augenblick an den Verhandlungstischen in Berlin stattfindet. „Wir müssen dafür sorgen, dass wir Volkspartei bleiben“, meint Ricken. Der ehemalige Bergbau-Elektriker Karl-Heinz Schneider unterschreibt die Bedenken seiner Vorredner. „Die Situation ist nicht leicht“, sagt Schneider.
„Wir müssen den Wählerwillen akzeptieren, denn wenn man es bei Licht betrachtet, dann ist die große Koalition die logische Konsequenz“, sagt Lothar Weiß nachdenklich. Der 77-jährige ehemalige Kumpel sorgt sich um die Renten und dabei besonders um die der Frauen und Mütter. „Meine Frau hat vier Kinder zur Welt gebracht und bekommt dafür gerade einmal knapp 250 Euro. Die Rentnerinnen aus der ehemaligen DDR bekommen mehr. Das muss aufhören“, sagt Weiß leidenschaftlich.
Ganz andere Sorgen hat derweil Gerd Jankowski. Er organisiert dieses 14. SPD-Skatturnier. „Ich weiß auch nicht, was los ist. Im letzten Jahr hatten wir 25 Meldungen, heute sind es nur zwölf“, wundert er sich. Gelebte Solidarität auf kleiner Flamme: Jeder Kartenspieler, der hier auftrumpft, kommt in den Genuss eines kleinen Gewinns.
Der Ortsverein ist das „Wohnzimmer“ der SPD
Gerd Jankowski hat den Bürgertreff Butendorf an der Ecke Landstraße/Ulmenstraße liebevoll mit Helga Drewuschewski, der stellvertretenden Vorsitzenden der Sozialdemokraten in dem Ortsteil, in einen „Skatclub“ verwandelt. Die Genossin hatte – wie schon in all den Vorjahren – wieder reichlich Sachpreise für die Skatspieler besorgt.
Der Ortsverein Gladbeck-Butendorf ist einer von neun Ortsvereinen des SPD-Stadtverbandes Gladbeck. Die Sozialdemokraten haben in diesem Stadtteil, in dem 14,5 Prozent aller Gladbecker wohnen, die politische Mehrheit.
Michael Hübner, MdL und Fraktionschef im Rat, ist der Vorsitzende dieses traditionsreichen Ortsvereins. Dessen Bürgertreff ist eine wichtige Anlaufstelle für die Bürger. Sozialdemokraten sehen den Ortsverein als „Wohnzimmer“, ja sogar als „Herzkammer“, der Volkspartei, die in diesem Jahr ihren 150. Geburtstag feiert. Und die Basis macht sich mit Blick nach Berlin zu den Gesprächen zwischen CDU/CSU und SPD Sorgen um die eigene Identität.