Gladbeck. Die Eisdiele Cortina feiert Jubiläum: Olga Fabbris gründete 1938 den „Eispalast“ an der Hochstraße, der immer in Familienhand blieb. Heute bereiten Rosanna und Marcello Fabbro die Leckereien zu – eine facettenreiche, interessante (Firmen-)Geschichte.
Sie war 1938 Gladbecks erste Eisdiele, hieß zunächst „Eispalast“ und ist von Anfang an in Familienhand: Die Eisdiele Cortina an der Hochstraße blickt in diesem Jahr auf ihr 75-jähriges Bestehen zurück.
Seit 18 Jahren stehen Rosanna und Marcello Fabbro hinter der Eistheke – und sind stolz darauf, das Eis immer noch nach dem alten, ursprünglichen Rezept zuzubereiten. „Da hat sich nicht viel geändert, außer, dass heute keine frischen Eier mehr verwendet werden und wir inzwischen 48 Eissorten im Programm haben“, erzählt der 61-jährige Eisdielen-Chef, der nach wie vor Tag für Tag in der Eisküche im Keller des Hauses steht. Wie einst die Cousine seiner Großmutter, Olga Fabbris, die eher zufällig 1938 nach Gladbeck kam und entschied, hier einen „Eispalast“ zu eröffnen. „Früher war das einfach: Eine Stadt, eine Eisdiele, und Gladbeck hatte noch keine.“ Viele Ältere werden sich noch an Olga Fabbris erinnern, bis 1969 führte sie die Eisdiele, war die Seele des Betriebs, war attraktiv und immer elegant gekleidet.
Die Familie stammt aus den italienischen Dolomiten, schon früh sorgte die schwierige wirtschaftliche Lage dafür, dass man im Ausland sein Glück suchte. „Olgas Schwager hatte schon seit 1911 in Essen-Steele eine Eisdiele, dort half die spätere Eisdielen-Chefin zunächst mit und erlernte das Handwerk. In Gladbeck eröffnete sie ihren „Eispalast“ direkt neben der Fleischerei Altenhölscher. „Anfangs hatte sie nur vier, fünf Sorten im Angebot, das Klassische: Vanille, Schokolade, Zitrone, Erdbeere, Mokka. „Sechs Monate im Jahr war auf, dann ging es nach Hause“, weiß Rosanna Fabbro (59).
Der Name „Cortina“ wurde nach Olympia 1956 chic
Im Krieg war die Eisdiele geschlossen, als Olga 1945 zurückkehrte, lag das Haus in Trümmern, „sie fing ganz klein wieder von vorn an.“ Nach den Olympischen Spielen in Cortina d’Ampezzo 1956 benannte sie die Eisdiele entsprechend um. „Das war damals chic.“
1969 übernahmen die Töchter der Eisdielen-Gründerin, Regina und Mary, das Geschäft. Sie führten es bis 1985, übergaben es schließlich an ihren Cousin Severino Martini, dem Onkel des heutigen Eisdielen-Chefs. Er führte „Cortina“ zehn Jahre, bis die Fabbros, selbst schon seit den 70er Jahren in Deutschland und Besitzer von Eisdielen, von Onkel Severino übernahmen.
Inzwischen fühlt sich die Familie in der Stadt heimisch, freut sich über die treue Kundschaft. „Ich liebe Gladbeck“, sagt die Chefin. Einige Jahre wollen sie und ihr Mann die Eisdiele noch leiten. Aber es gibt Pläne, dass Sohn Alberto übernehmen soll, der derzeit das zweite Standbein der Familie, eine Eisdiele in Hattingen, leitet, aber vorher schon Jahre bei Cortina bediente.
Umbau der Fußgängerzone bereitet Sorge
Die geschäftliche Situation der Eisdiele hat sich, so Rosanna Fabbro, seit dem Aus von Karstadt/Hertie nicht gerade verbessert. Auch die Wirtschaftskrise der letzten Jahre sorgte für Umsatzrückgänge. Mit Sorge blicken die Fabbros aufs nächste Jahr, wenn die Hochstraße umgebaut wird. Dann falle für geraume Zeit nicht nur das Straßengeschäft weg. „Wenn Baustelle ist, kommen doch weniger Leute in die Stadt“,befürchten sie.