Gladbeck. . Bilder des Künstlers Otto Pankok sind in einer Ausstellung in der Christuskirche in Gladbeck zu sehen. Sie erzählen auf berührende Art die Geschichte von Düsseldorfer Sinti und Roma vor und nach dem Zweiten Weltkrieg.
„Mein Vater hat mir nie etwas befohlen“. Zur Eröffnung der Otto-Pankok-Ausstellung in der Gladbecker Christuskirche erinnert Eva Pankok (87) sich an ihre Kindheit im Düsseldorfer Künstlerhaushalt. Ihr Vater sei ihr immer ein Vorbild gewesen, habe sie gelehrt, Menschen nicht zu verletzen, habe Menschenliebe gelebt trotz menschenverachtender Zeiten.
Als Eva Pankok ein Kind war, kamen die Nationalsozialisten an die Macht. „Man sah die Menschen auf eine schreckliche Art“, erzählt sie. Ein Lehrer habe gesagt, „ich solle doch mal schauen, wie wunderschön die Synagoge brenne“. Das Kind weigerte sich. In der Familie Pankok fanden die Nazis keine Anhänger. Otto Pankoks Kunst galt als „entartet“, malen durfte er nicht mehr. Im Verborgenen, erzählt Annette Burger, künstlerisch-pädagogische Leiterin des Otto-Pankok-Museums in Hünxe, habe Pankok die Kunst des Holzschnittes perfektioniert. Über Jahrzehnte hat der Künstler, der in diesem Jahr 120 Jahre alt geworden wäre und der am gestrigen Sonntag Todestag hatte (er starb am 20. Oktober 1966), das Leben von „Zigeunern“ dokumentiert. Sinti und Roma, deren Freiheit und Naturverbundenheit er zu schätzen lernte – und deren Unglück er hautnah erleben musste.
Ansteckende Lebensfreude
Eva Pankok erinnert sich an einen Familienurlaub in Frankreich, in Saintes Maries de la Mer in der Camargue. Dort erlebten sie eines der traditionellen Feste des damals noch fahrenden Volkes. „Da wurden meine Eltern so glücklich“, schwärmt sie, so ansteckend sei die Lebensfreude der Menschen gewesen, „nein, was war das schön“.
Zurück in Düsseldorf habe der Vater Kontakte zu Sinti und Roma geknüpft, die im dortigen Heinefeld lebten. Die Menschen, die er dort kennenlernte, denen er nahekommen durfte und die ihn als „Molari“, den Maler, kannten, zeigt die Gladbecker Ausstellung.
Nur wenige kehrten nach dem Krieg zurück
Die Bilder aus den 1930er Jahren zeigen Kinder, Jungen und Mädchen, schöne, verspielte, ganz normale Kinder, deren Bild aber dennoch die Ahnung des Unglücks innewohnt. Viele dieser Menschen ereilte ein grausames Schicksal, viele wurden in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten getötet. Auch nach dem Krieg porträtierte Pankok weiter die Düsseldorfer Gemeinschaft – oder vielmehr diejenigen Sinti und Roma, die den Krieg überlebten. Nur wenige seien zurückgekehrt, erinnert sich seine Tochter Eva Pankok.
Die Geschichte der Sinti und Roma ist von Verfolgung und Elend geprägt, bis heute, wie aktuelle Diskussionen beispielsweise um den Zuzug von Angehörigen der Volksgruppen aus Osteuropa zeigen. Pankoks „Zigeunerbilder“ erzählen aber auch fröhliche Geschichten. Die Christuskirche bietet ihnen einen angenehmen Raum, der den Betrachtern erlaubt, eigene Geschichten zu erfinden. Die „wahren“ Geschichten hinter den Bildern sind nachzulesen im ausführlichen Heft zur Ausstellung.