Gladbeck. Missbrauch von Kirchenvermögen durch Bischof Tebartz-van Elst hat auch die Gemeinde in Gladbeck tief erschüttert. Propst André Müller begrüßt transparente Kirche mit einer Offenlegung der Bilanzen
Der Skandal um den offensichtlichen Missbrauch von kirchlichem Vermögen durch den Bischof von Limburg hat auch die katholische Gemeinde in Gladbeck tief erschüttert. „Pastorale und Laien in den Kirchenvorständen vor Ort strampeln sich bei schwindenden Mitteln ab, um weiterhin ein positives Erscheinungsbild der Kirche zu prägen, und dann setzt ein Bischof offenbar persönliche Schwerpunkte, die jede Vorstellungskraft sprengen“, kritisiert der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates Klemens Hasenberg.
Ein strukturelles Problem
Durch die Vorgänge in Limburg sei medienwirksam ein großer Imageschaden für die katholische Kirche in Deutschland entstanden, sagt auch Propst André Müller. „Obwohl jedem klar sein muss, dass es sich hier um einen Einzelfall handelt, bleibt ein Geschmäckle zurück, das Kritiker sicher immer wieder gegen die Kirche aufgreifen werden.“ Vor Ort, in der Propstei, sehe die Problematik aber ganz anders aus. Da gehe es nicht um Luxusbauten, sondern vielmehr um die Abwägung, mit schwindenden Mitteln einerseits Kirchenbauten er- und unterhalten zu müssen – und andererseits über ausreichend Geld zu verfügen, „um z.B. im Sinne der Caritas Alleinerziehende, Hartz-IV-Kinder oder mittellose Witwen unterstützen zu können“.
Klemens Hasenberg sieht im Fall Tebartz-van Elst ein Strukturproblem, „das überprüft werden muss“. Es könne nicht sein, dass jemand im bestehenden System Bischof werde, der sein Amt offenbar so falsch verstehen und missbrauchen könne. „Die Möglichkeit solcher Alleingänge darf sich nicht wiederholen!“
Alleingänge mit offenbar bewusster Verschleierungstaktik, „die in einer Pfarrei nicht möglich sind“, unterstreicht Eugen Gibkes, Verwaltungsleiter der Großpfarrei St. Lamberti. Dem Pfarrer sei schließlich der von den Gemeindemitgliedern gewählte und mit Laien besetzte Kirchenvorstand zur Seite gestellt, um zusammen die Pfarrei in den Bereichen Finanzen, Liegenschaften und Personal zu verwalten. Jede größere Investition, beispielsweise ein Bauvorhaben, werde im Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat beraten und kontrolliert.
„Darüber hinaus müssen alle Investitionen ab 10 000 € vom Bistum genehmigt werden“, unterstreicht Propst Müller. Einmal jährlich werde zudem der Haushaltsbericht der Pfarrei für jeden einsehbar veröffentlicht. Im Sinne einer transparenten Kirche begrüße er daher die jetzige Offensive „unseres Bischofs Franz-Josef Overbeck, der das Bistumsvermögen offengelegt hat“.