Gladbeck.



. In aller Frühe klingelte am Donnerstagmorgen das Telefon im ehemaligen Zechenhaus an der Schleusenstraße in Brauck. Die Kripo informierte die Eltern des seit dem 17. September vermissten Pierre Pahlke darüber, dass ein verdächtiger Mann am Mittwochnachmittag in Essen festgenommen und verhört werde.

Mit dem Anruf wollten die Fahnder auch Medienberichten als erster Infoquelle zuvor kommen, die den 56-Jährigen bereits unter Mordverdacht stellten. „Die Vernehmung hat bislang keine Aussagen ergeben, die einen dringenden Tatverdacht zulassen“, so Polizeisprecher Peter Elke auf Anfrage am Donnerstagnachmittag – der vor einer Vorverurteilung warnte.

Es gibt Anhaltspunkte

Auch im direkten Wohnumfeld des Verdächtigen hatte Pierres Familie Suchplakate aufgehängt.
Auch im direkten Wohnumfeld des Verdächtigen hatte Pierres Familie Suchplakate aufgehängt. © WAZ Fotopool | WAZ Fotopool

Gleichwohl gebe es Anhaltspunkte, die dazu geführt hätten, den Verdächtigen erneut zu


vernehmen. Denn bereits am Freitag hatten Beamte den Mann befragt. Ob sich sein Alibi als nicht stichhaltig erwiesen hat? Ob der Mann wegen bestimmter Vordelikte polizeilich bekannt ist? Ob ihn Zeugen mit Pierre gesehen haben? Warum genau der Mann in den engeren Fokus geraten ist, dazu wollte die Polizei noch nichts sagen.

Spürhunde der Polizei hatten jedenfalls die Ermittler auch zum Wohnhaus des Verdächtigen an der Hubertstraße in Essen-Frillendorf geführt. Es liegt nur wenige hundert Meter von Pierres Wohnheim und dem Supermarkt entfernt, an dem der kindliche 21-Jährige am Abend seines Verschwindens noch gesehen wurde. „Wir gehen davon aus, dass sich Pierre in dem Haus aufgehalten hat“, sagt Oberstaatsanwältin Anette Milk von der Staatsanwaltschaft Essen.

Direkte Spuren von Pierre, wie z.B. Kleidungsstücke, wurden in der Wohnung des

Verdächtigen nicht gefunden. Zugleich erfolgten am Morgen umfangreiche kriminaltechnische Untersuchungen der Wohnräume, um mögliche Fingerabdrücke, Haar-, Faser- oder DNA-Spuren sicherzustellen, die als Indizien aussagekräftig wären. „Bis diese Untersuchungen ausgewertet sind, wird aber einige Zeit vergehen“, so Peter Elke.

„Diese Ungewissheit für die Eltern, die einerseits mit dem Schlimmsten rechnen müssen, andererseits immer noch hoffen, dass Pierre lebt, das ist für sie kaum auszuhalten“, sagen gut Bekannte der Familie, die ebenfalls bedrückt auf konkretere Nachrichten warten.

Ob sich Befürchtungen bestätigen, dass Pierre Opfer eines Kapitalverbrechens geworden sein könnte, bleibe weiter abzuwarten, sagt Peter Elke. Natürlich wolle zum jetzigen Zeitpunkt niemand ausschließen, „dass der Vermisste noch lebt und an einem unbekannten Ort gefangen gehalten wird“.