Gladbeck.

Sie ist klein und unscheinbar – die Wibbeltstraße in Stadtmitte. Die Straße entstand in den Nachkriegsjahren, ihr Name erinnert an den westfälischen Mundartdichter Augustin Wibbelt.

Man muss schon genau hinsehen, will man die Wibbeltstraße überhaupt finden und als solche erkennen: Sie zweigt als kleine Stichstraße, eher als Zufahrt, von der Wilhelmstraße hinter dem Autohaus Schmitz ab. Nur drei Anliegerhäuser gibt es an der gerade mal 100 Meter langen Straße, die eine Sackgasse ist und kurz vor der Uhlandstraße endet. Ursprünglich sollte sie mal ganz bis zur Uhlandstraße durchgehen – ähnlich wie die etwas weiter westlich verlaufende Goethestraße. Doch dieser Teil der Stadtplanung wurde nie zu Ende geführt.

Die Namensgebung geht offenbar auf einen Vorschlag des Vereins für Orts- und Heimatkunde zurück. Gesucht wurde in der Nachkriegszeit ein „unverdächtiger“ Straßenpate - so kam der Heimatverein auf den westfälischen Mundartdichter Wibbelt. Der Rat der Stadt vergab den Straßennamen im Juni 1955. Die Gebäude an der Wibbeltstraße wurden laut Stadt zwischen 1952 und 1961 errichtet.

Clemens August(in) Wibbelt stammt aus einem Dorf nahe dem westfälischen Ahlen, wo er am 19. September 1862 als viertes von sieben Kindern einer Bauernfamilie geboren wurde. Er hatte das Glück, Privatunterricht bei einem Vikar zur Vorbereitung auf das Gymnasium zu bekommen, das er schließlich besuchte. Nach Reifezeugnis und Studium u.a. der Philologie und Philosophie gab er 1885 erste Lebenserinnerungen in einem „Plauderbüchlein“ heraus und erzählte erstmals plattdeutsche Gedichte, offenbar angeregt durch die „Alemannischen Gedichte“ Johann Peter Hebels.

Nach einem weiteren Studium, das der Theologie, wurde er 1888 in Münster zum Priester geweiht (später promovierte er auch), übernahm 1891 die Schriftleitung des neubegründeten „Ludgerusblattes“ und begann, plattdeutsche Erzählungen zu veröffentlichen. Der spätere Pfarrer in einer katholischen Kirchengemeinde am Niederrhein, wo er fast 30 Jahre wirken sollte, wurde auch Herausgeber des Heimatkalenders „De Kiepenkerl“ (Münster) und Redakteur der katholischen Wochenzeitung „Die christliche Familie“ (Essen). Eine besondere Ehre wurde Wibbelt zuteil, als er bei einer Romreise eine Privataudienz bei Papst Pius XI. erhielt. Nach seiner Verabschiedung aus dem Pfarreramt kehrte er auf den elterlichen Hof zurück, wo er 1947 wenige Tage vor seinem 85. Geburtstag verstarb.