Gladbeck.

Nach dem letzten, vergeblichen Vorstoß des Arbeitskreises Stadtbildpflege, die Zechenhäuser Uhlandstraße 11-17 vor dem Abriss zu retten, werden seit Wochenanfang Fakten geschaffen. Das von der Stadt beauftragte Abrissunternehmen hat begonnen, das erste Zechenhaus zu entkernen. Danach rollt der Abrissbagger an, so dass die Anfang des 20. Jahrhunderts errichteten, charakteristischen roten Ziegelbauten bald verschwundene Gladbecker Lokalgeschichte sind.

„Auch die Keller im Boden werden ausgehoben und beseitigt, so dass eine glatt gezogene, unbebaute Gesamtfläche von 5000 Quadratmetern das Endresultat der Arbeiten sein wird“, erklärt Alfred Schäfer vom Ingenieuramt der Stadt beim Ortstermin. Vor dem Abriss erfolgte eine Schadstoffkartierung der Gebäude, um festzustellen, mit welchem Aufwand der Abriss erfolgen muss. Die Stadt holte sich dazu die Profis der Bochumer Firma GeoConsult ins Boot, die ein Gebäudeschadstoffgutachten erstellten.

Gebäude vom Gutachter kartiert

„Bei unserer Kartierung der Gebäude haben wir ermittelt, welche Baustoffe oder Farben verwendet wurden und ob sie Schadstoffe enthalten“, erklärt Geowissenschaftlerin

Amelie Krome. Die Experten entdeckten dabei einen regelrechten Schadstoff-Cocktail. Die einst im Hausflur verwendete grüne Wandfarbe ist schwermetallhaltig, ebenso die alten Wandfliesen in den Wohnungen. Zudem wurde in den Häusern PCB-haltiges Flammschutzmittel aufgetragen, und die Mineral-Schüttungen in den Zwischendecken sind mit teerhaltigen PAK-Granulaten aus Kokereiabfällen verunreinigt. „Wir müssen diese Materialen getrennt in Containern sammeln und entsorgen.“

Noch größerer Aufwand ist für die entdeckten KMF-Dämmplattennötig, die aus künstlicher Mineralfaser bestehen, die eingeatmet krebserregend ist. Sie müssen, wie die asbestfaserhaltige Dachgaubenverkleidung, unter speziellen Atemschutzmaßnahmen entfernt, verpackt und entsorgt werden. Als Entsorgungsprofi wurde die Firma Köster aus Haltern mit den praktischen Arbeiten beauftragt. „Die Gaubenverkleidung soll mit Verwendung eines Hubsteigers entfernt werden“, so Alfred Schäfer.

Bis Mitte Oktober soll die Maßnahme beendet sein, die rund 200 000 Euro kostet, der Großteil finanziert aus Landes- und EU-Mitteln. Die Stadt hatte Zechenhäuser und Grund Ende 2011 von der Annington als „Schlüsselgrundstück für die zukünftige städtebauliche Entwicklung am Südrand der Gladbecker Innenstadt“ gekauft.