Gladbeck. .
Quasi Bundestagswahl aus türkischer Sicht konnten die regionalen Kandidaten am Sonntagnachmittag erleben. Der Türkische Elternverein hatte zur Diskussionsrunde in das Forum des Schulzentrums Brauck geladen.
Süleyman Kosar begrüßte neben rund 40 Gästen im Plenum die Kandidaten Michael Gerdes (SPD), Elke Marita Stuckel-Lotz (Grüne), Sebastian Steinzen (FDP), Hans Peter Winkelmann (Piraten), Marianne Dominas (ÖDP), Franz-Josef Ferme (AfD), Petra Braun (MLPD) und Friedrich-Wilhelm Zachraj (Linke). Sven Volmering (CDU) hatte aufgrund eines Krankheitsfalles in der Familie absagen müssen.
Zunächst wurden die Kandidaten gefragt, wie sie es mit dem Fraktionszwang halten. Unisono sprachen sich alle für die individuelle Gewissensentscheidung der Abgeordneten bei Abstimmungen aus. Wobei eingeräumt wurde, dass bei großen Themen, wie einem Auslandseinsatz der Bundeswehr, eine Fraktion aus politischen Gründen auch mal geschlossen abstimme.
In der Frage der doppelten Staatsbürgerschaft, die bis auf die rechtskonservative AfD alle Vertreter befürworteten, hatte dann der FDP-Kandidat Erklärungsbedarf.
Erklärungsbedarf für FDP
Aus dem Plenum war bemängelt worden, dass die FDP, die vor der letzten Wahl die doppelte Staatsbürgerschaft befürwortete, schließlich auf den ablehnenden Kurs der CDU geschwenkt sei? Sebastian Steinzen erklärte dies mit Absprachen zum Koalitionsvertrag und entschuldigte, dies sei ein Punkt, „wo wir den Koalitionspartner noch vor uns her treiben müssen“.
Ein weiteres Thema, das die Eltern im Plenum beschäftigte: Die berufliche Zukunft ihrer Kinder. Was denn die Politik gegen die Jugendarbeitslosigkeit, die im hohen Maße Schulabgänger mit Migrationshintergrund beträfe, tun wolle? Da Bildung der beste Garant dafür sei, nicht in Arbeitslosigkeit zu rutschen, müsse man das Ganze viel früher in Kita und Grundschule anfassen (ÖDP, Grüne). Damit gut ausgebildete Migranten nach vergeblichen Bewerbungsversuchen und latent erfahrenem Rassismus nicht abwandern, sollten Bewerbungsverfahren generell zunächst qualifikationsbezogen, ohne persönliche Angaben zum Kandidaten, ablaufen (FDP). Der Anteil der Migranten müsse sich auch stärker in Stellenbesetzungen bei Ämtern und Behörden widerspiegeln (SPD).
Gegen Fremdenfeindlichkeit, die ausschließlich der AfD-Vertreter nicht verspürt, wollen sich alle Kandidaten in ihrem politischen Wirken stemmen. Marianne Dominas ergänzte, jeder müsse im Alltag Zivilcourage beweisen, „und dagegen sprechen, wenn fremdenfeindliche Äußerungen fallen“.