Gladbeck. .

Seit Mai kennt Manfred Frieske in seiner Freizeit fast nur ein Ziel: Kleingartenanlage Am Nattbach, Parzelle 67. Er hat viel freie Zeit, denn nach etlichen Jahren Arbeit in den Caritas-Werkstätten ist er jetzt im Ruhestand. Wie passend, dass im Garten so viel Arbeit wartet, bei der ihm seine ehemaligen Kollegen Willi Hennecke, Michael Schmidt, Markus Tau, Walter Jendrzey und manchmal auch noch ein paar andere tatkräftig unterstützen.

Was den Männern so viel Spaß macht, verdanken sie zunächst einmal Jörg Lier und Michael Zurhausen. Der Vorsitzende und der Pressesprecher des Kleingartenvereins Am Nattbach hatten die Idee, einen leerstehenden Garten an behinderte Menschen abzugeben. Beim Caritasverband liefen sie offene Türen ein, und mit Sparkasse und ELE waren auch schnell Sponsoren für den guten Zweck gefunden.

Christine Holländer, beim Caritasverband zuständig für das Ambulant Betreute Wohnen für Menschen mit geistigen Behinderungen, musste nicht lange überlegen. Sie wusste sofort, wen sie für einen Kleingarten begeistern könnte: Unter ihren Kunden gibt es die „Umweltsheriffs“, eine Gruppe, die sich schon seit 1992 in Sachen Umweltschutz engagiert.

Und die legten auch sofort los. Arbeit gab es jede Menge auf der 400 Quadratmeter großen Parzelle. Die bisherige Pächterin hatte sich aus beruflichen Gründen lange nicht um den Kleingarten kümmern können. Hüfthohes Gras verwandelten die Männer in einen ansehnlichen Rasen, verdorrte Pflanzen ersetzten sie durch frische. Sogar einen Kirschbaum haben sie gepflanzt, den Teich gesäubert und fünf Goldfische eingesetzt. Sie haben die Hütte gesäubert und eine Rampe für Rollstuhlfahrer gebaut. Und im nächsten Jahr bauen sie auch Gemüse an, so wie es die Vereinssatzung vorschreibt.

Daran müssen sie sich nämlich genau so halten wie alle anderen Vereinsmitglieder auch. Schließlich verstehen die Kleingärtner ihr Projekt als Beitrag zur Inklusion. Vorsitzender Jörg Lier: „Mit diesem deutschlandweit bisher einmaligen Projekt wollen wir das Miteinander von behinderten und nicht behinderten Menschen fördern.“

Das klappt bisher wunderbar – und zwar in beiden Richtungen. Etliche Vereinsmitglieder sind ihren neuen Nachbarn bei der schweren Arbeit im verwilderten Garten zur Hand gegangen, haben ihnen eine Bierzeltgarnitur und einen Kühlschrank geschenkt, der Verein leiht ihnen fehlendes Gartengerät. Genau so selbstverständlich war es für die „Umweltsheriffs“, beim Benefizkonzert für die Flutopfer vor einigen Wochen tatkräftig mit anzupacken beim Kartenverkauf und beim Abräumen der Tische. „Ist doch klar“, findet Willi Hennecke. „Schließlich gehören wir doch jetzt dazu.“