Gladbeck. . Zweijähriges Modellprojekt des Landes läuft mit Teilnehmerinnen auch im Haus Küster. Qualifizierungin der Hauswirtschaft der Tagespflege soll berufliche Zukunft für Langzeitarbeitslose ermöglichen

Vornehmlich ruhig geht es bei der Tagespflege im idyllisch im großen Gartenpark gelegenen Haus Küster an der Buerschen Straße zu. Gestern konnten besonders Werner Winterberg (86) und Ernst Lorsbach (87) auf ihren Stammplätzen im Foyer über den Auftrieb der vielen Besucher staunen, die plötzlich ihre „Gute Stube“ bevölkerten. Die ehemaligen Bergmänner ahnten nicht, dass bei ihrer Betreuung quasi nebenbei ein Stück bundesweite Sozialgeschichte geschrieben wird. Denn die Villa Küster ist Teil des NRW-Modellprojektes „öffentlich geförderte Beschäftigung“ (ögB), dessen Ergebnisse in die Bundesgesetzgebung einfließen sollen.

Konkret gehe es darum, „neue Ansätze zu erproben, damit besonders benachteiligte Langzeitarbeitslose möglichst dauerhaft im Arbeitsmarkt integriert werden können“, erklärte Projektkoordinator Christian Bugzel vom Jobcenter des Kreises Recklinghausen. Als Benachteiligung gelte beispielsweise ein relativ hohes Alter, „oder alleinerziehende Mutter zu sein“, ergänzt Fallmanager Stefan Loehrke.

Unterkunftskosten selbst tragen

Einfach gesagt gehe es für Städte wie Jobcenter darum, „dass wir Arbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren“, so Christian Bugzel. Denn Kommunen wie Gladbeck tragen bekanntlich die Kosten für die Unterkunft der Langzeitarbeitslosen (Miete, Nebenkosten). „Geld, das jetzt für die Qualifizierung der Projektteilnehmer verwendet wird, die ihre Unterkunft über bezahlte Jobs selbst tragen können“, informiert Projektkoordinatorin Stefanie Dünzer (AWO Tochter Rebeq GmbH). „Mit dem Ziel, sie in Arbeitsbereichen einzusetzen und weiterzubilden, die eine hohe Mitarbeiter-Nachfrage haben, so dass die weitergehende Beschäftigung ohne Förderung möglich wird“.

Ein solcher Bereich ist aufgrund der zunehmend älter werdenden Gesellschaft die Tagespflege wie im AWO-Haus Küster. Hie konnte Leiterin Gabriele Brosker zum Monatsbeginn Andrea Trillenberg (47) und Silvia Schützel (50) als Teilnehmerinnen am Modellprojekt begrüßen. „Zwei Frauen, die in der Hauswirtschaft eingesetzt werden und mit großem Engagement direkt bewiesen haben, dass sie gerne arbeiten“.

Eine große Chance

Für sie sei das ja auch eine große Chance, nach vielen Jahren mit unterschiedlichsten Fördermaßnahmen und vergeblichen Versuchen, „aus der Arbeitslosigkeit heraus zu kommen, um endlich finanziell wieder auf eigenen Beinen stehen zu können“, sagt Andrea Trillenberg.

Kollegin Silvia Schützel nickt: „Ich hoffe, dass es nach dem zweijährigen Projekt auch wirklich mit einer langfristigen Weiterbeschäftigung klappt, um möglichst wieder ganz alleine, ohne Sozialhilfe für mich und meine Tochter sorgen zu können.“