Gladbeck. .

Medikamente im Haushalt von Marianne Kalfhues? Die gibt’s nicht. Und Josi Kehrer erzählt: „Manchmal besorge ich Aspirin, aber die werden bei mir uralt.“ Für beide Damen ist die Arznei-Abstinenz das Selbstverständlichste der Welt – schließlich lässt Mutter Natur für menschliche Malaisen manch ein Kräutlein wachsen. Und im Sinne von Pfarrer Sebastian Kneipp wissen sich Kalfhues und Kehrer ganz ohne Chemie zu helfen. Zuständig für Öffentlichkeitsarbeit die eine, Vorsitzende die andere: Das Duo engagiert sich seit Jahren für den Kneipp Verein Gladbeck, lebt die Lehren des Mannes, der 1821 das Licht der Welt erblickte und 1897 in Wörishofen starb. Wird sein Name in den Mund genommen, schwirrt in vielen Köpfen der Begriff „Wassertreten“. Der hiesige Kneipp Verein blickt in diesem Jahr auf sein 85-jähriges Bestehen zurück – Menschen wie Kehrer & Co. haben sich in jüngerer Zeit bemüht, klar zu machen: Hinter der Lehre des Geistlichen steckt viel mehr als Hydro-Therapie.

Lehre mit fünf Säulen

Die Vorsitzende und Marianne Kalfhues verstehen den Kneipp Verein „als wichtigen Vertreter von Gesundheitsangeboten in unserer Stadt“. Wobei die lokale Begrenzung dann und wann aufgehoben wird. Kehrer: „Wir haben auch Angebote in Gelsenkirchen.“

Bei den Aktivitäten liegt es der Vorsitzenden sehr am Herzen, alle fünf Säulen der Kneipp’schen Philosophie – eben nicht nur das Element „Wasser“ – zu berücksichtigen: Da wären nämlich noch Bewegung, Ernährung, Heilpflanzen und Lebensordnung. Ob nun Vorträge (in Zusammenarbeit mit den Katholischen Kliniken Emscher-Lippe), Rehabilitations-Kurse oder Kräuterwanderungen unter Leitung eines Experten – die Spannbreite der Veranstaltungen ist so umfassend wie die Aussagen von Kneipp.

Aus der Gründungszeit des Vereins ist so gut wie kein Material überliefert. Nach der Gleichschaltung während der NS-Zeit und dem 2. Weltkrieg fassten die Kneippianer ganz allmählich wieder in Gladbeck Fuß. Am 26. Mai 1999 wurde beispielsweise das Tretbecken am St. Barbara-Hospital eröffnet, das allen Interessierten zugänglich ist. Im ehemaligen Schwesternheim hat der Verein sein Domizil. Und, so Josi Kehrer: „Im Netzwerk der Gladbecker werden wir nicht nur wahrgenommen, unser Rat ist in verschiedenen Gremien gefragt.“