Bottrop. .

Steter Tropfen höhlt den Stein: Die in den letzten Jahren deutlich erhöhte Kontrolldichte der Polizei hat die Autofahrer wirksam gebremst. „Wir haben das Bewusstsein der Autofahrer in Sachen Tempo verändert“, sagt der Erste Polizeihauptkommissar Klaus Böcker, Chef des Verkehrsdienstes der Polizei. Wesentlich dazu beigetragen hat nach seiner Einschätzung, dass die Polizei nicht nur kontrolliert, sondern auch offensiv darüber spricht, nach dem Motto: „Tue Gutes und rede darüber.“

Insgesamt deutlich langsamer

Seitdem NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) die Blitzmarathon-Kampagne losgetreten hat unter dem Motto „Rasen ist Killer Nr. 1“, hat die Polizei zusammen mit den Städten schon vier Mal 24 Stunden lang Flagge gezeigt mit allem, was sie in Sachen Tempoüberwachung auf die Beine stellen kann. Und das ist einiges.

Der zentrale Verkehrsdienst des Polizeipräsidiums Recklinghausen kümmert sich um die technisch anspruchsvolle Seite der Überwachung, zwei Verkehrsdienstgruppen mit Sitzen in Gladbeck und Herten übernehmen die Lasermessungen, und bei Bedarf helfen die Beamten der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz etwa mit Beamten des Wach- und Wechseldienstes und mit der Einsatzhundertschaft aus. „Den Erfolg unserer Überwachung merken wir an dem veränderten Verhältnis zwischen Verwarngeldern und Bußgeldern“, sagt Böcker: „Autofahrer fahren immer noch zu schnell, aber insgesamt deutlich langsamer.“ Und das rettet im Wortsinn Leben. Die Polizei macht diese Rechnung immer wieder auf: Bei Zusammenstößen mit Tempo 50 überleben acht von zehn Fußgängern. Bei Kollisionen mit Tempo 65 sind acht von zehn Fußgängern tot.

Heftig umstritten ist zuweilen nicht der Sinn der Kontrollen, sondern die Art. Da steht das neue Messgerät „ESO 3.0“ im Mittelpunkt der Kritik, weil der Hersteller die Funktionsweise geheim zu halten versucht. Erst im Februar erstritt Rechtsanwalt Tobias Goldkamp einen Freispruch vor dem Amtsgericht Bottrop, weil ein Sachverständiger der Dekra Zweifel an der Zuverlässigkeit der Messungen anmeldete.

System konntrolliert sich selbst

Einer der Kritikpunkte: ESO 3.0 sei unzuverlässig, wenn zwei Autos hinter einander unterwegs sind. Hauptkommissar Volker Rachel sagt dazu: „In 99 Prozent der Fälle haben wir überhaupt nur ein Auto erfasst.“ Außerdem kontrolliert das System sich selbst und verwirft nicht exakt plausible Messungen. Und der Vorwurf, die Daten könnten manipuliert werden? Rachel: „Die Messdaten sind verschlüsselt. Wir können nichts löschen und nichts verändern.“