Gladbeck.

Von diesen Besucherzahlen kann das heutige Hallenbad nur träumen: Im Eröffnungsjahr des Kaiser-Wilhelm-Bades, das im Sommer 1913 – vor genau 100 Jahren – seinen Betrieb aufnahm, kamen 122 000 Besucher in die neue Badeanstalt, zehn Jahre später waren es 220 000.

Die Idee für die damals wegweisende und vorbildliche „Volksbadeanstalt“ stammte von 1906, als die Gemeinde aus Anlass der Silberhochzeit des Kaiserpaares 15 000 Mark als Grundstock für den Bau eines als für die Volksgesundheit notwendig erachtetes Bad stiftete. Der ständig wachsenden Bevölkerung (im Eröffnungsjahr 50 000) sollte eine Bademöglichkeit gegeben werden, da es in den meisten Häusern keine Badezimmer gab und – wie es in der Festchronik zur Eröffnung des Bades heißt – „offene Gewässer zum Baden fehlen“. Aber auch einem neuen, einem sportlichen Bedürfnis wollte man Rechnung tragen. Nicht zuletzt sollte das Bad den rund 12 000 Volksschulkindern zu Gute kommen.

1907 und 1909 wurde weiteres Geld für das Bad gestiftet, es dauerte aber noch bis zum Herbst 1911, als endlich der Bau beschlossen wurde. Im Frühjahr 1912 begannen schließlich die Bauarbeiten, die nach gut einem Jahr zu Ende gebracht wurden. Errichtet wurde die moderne Badeanstalt – ein kolossaler, repräsentativer Monumentalbau – auf einem Grundstück am neuen Jovyplatz, in „sehr zweckmäßiger Lage und Beschaffenheit“. Die Stadt hatte Jahre zuvor bereits die Fläche gekauft, die bis zum Baubeginn die Schützen zum Vogelschießen nutzten – nach ihnen wurde kurz drauf die Straße benannt.

Eingeweiht wurde das damalige Vorzeigebad im Sommer 1913 zum 25-jährigen Thronjubiläum des Kaisers – daher auch der Name. Stolz war Gladbeck darauf, dass die gesamte Planung inklusive der Inneneinrichtung und die Bauleitung durch das eigene Bauamt geleistet wurde.

Entstanden war eine Badeanstalt, die im weiten Umkreis ihresgleichen suchte: Das Gebäude, ein zweiflügeliger Bau samt Lichthof, war fast 100 Meter lang und bis zu 78 Meter breit, bot den Besuchern ein Schwimmbecken von 25 Metern Länge samt Ein- und Drei-Meter-Brett (Wassertiefe bis 3m). Neben Brausebädern und Wannenbädern gab es Dampf-, Heiß- u. Warmluftbad, „Elektrischlichtbad“ sowie „Vollbad für warme u. kalte Bäder“.

Durch den Haupteingang an der Schützenstraße gelangte man über einige Stufen ins hochliegende Erdgeschoss. Gegenüber befand sich die Kasse, links zuletzt eine Milchbar, rechts ging es in die Schwimmhalle. Rings um die Halle zog sich in vier Metern Höhe eine Empore, auf der die Umkleiden untergebracht waren. Auch im Untergeschoss gab es „Entkleidezellen“, insgesamt 80.

Geradezu unvorstellbar muten die Eintrittspreise an: Schwimmen 40 Pf, Kinder 20 Pf. An besonderen Volksbadeabenden: 10 Pf. Wannenbad 50 Pf, Brausebad 15 Pf.

Schon 1922 bis 1924 wurden umfangreiche Verbesserungen im Bad durchgeführt, u.a. Filteranlagen und Doppelfenster. Im 2. Weltkrieg gab es Schäden, aber keine gravierenden. Im März 1967 ging das Kaiser-Wilhelm-Bad außer Betrieb, als das neue Hallenbad an der Bottroper Straße eröffnet wurde. Im gleichen Monat begann der Abriss. Die Fläche neben dem Riesener-Gymnasium blieb lange ungenutzt. An gleicher Stelle steht heute die Riesener-Sporthalle.