Gladbeck. .
Die Stadt wird (vorerst) die eigenen Geschwindigkeitskontrollen auf ihrem Gebiet nicht ausweiten. Das bekräftigte Rathaus-Sprecher Tim Deffte auf WAZ-Anfrage.
Dabei hatte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) Städten und Gemeinden grünes Licht gegeben, dass sie zukünftig überall an ihren Straßen Blitzer einrichten dürften, um Raser auszubremsen. Eine geänderte Vorschrift macht den Weg dazu frei. „Bislang durften wir als Stadt in Tempo-30-Zonen – zum Beispiel vor Schulen, Kindergärten und Altenheimen – Geschwindigkeitskontrollen durchführen“, erklärt Tim Deffte. Dank der Änderung ist es Ordnungsämtern nun erlaubt, überall dort zu blitzen, wo motorisierte Verkehrsteilnehmer zu viel Gas geben.
Doch die Stadt wolle „mit dem Thema sehr sorgfältig umgehen und nicht vorpreschen.“ Die Verwaltung habe geplant, sich demnächst mit den Fachleuten der Polizei zusammensetzen: „Sie sollen uns sagen, wo es in Gladbeck Raser-Schwerpunkte gibt.“ Auf Anhieb seien ihm keine solchen Gefahrenstellen bekannt, sagt der Stadtsprecher. Mit 122 Messstellen, die die Verwaltung wechselweise einrichtet, habe die Gladbeck eine „hohe Kontrolldichte“. Nicht zu vergessen die Blitzer der Polizei. Deffte stellt fest: „Generell fahren Autofahrer nicht mehr so schnell wie früher.“
Auch Groß-Aktionen wie ein „Blitz-Marathon“ hätten das gezeigt: „Die Erfahrungen waren durchweg positiv. Viele Autofahrer halten sich an die vorgegebene Geschwindigkeitsbegrenzung.“
Deffte sieht in der Änderung der Vorschrift keinen Freifahrtschein, dass die Stadt nun kräftig kassieren könne: „Wir wehren uns gegen den Vorwurf der Abzocke.“ Mit der Stadt Dorsten teile Gladbeck sich den „Blitz-Wagen“. „Personal und Sachkosten belaufen sich für uns auf 40 000 Euro im Jahr – plus x“, sagt Deffte. Das „x“ stehe für das Geld, das für die Entwicklung der Bilder und andere Aufwendungen hingeblättert werden müsse. Der Rathaus-Sprecher: „Es wird seit Jahren ab und an der Ruf in Gladbeck laut, wie es mit einem eigenen Wagen aussieht. Aber da müsste man die Wirtschaftlichkeit klären.“
Diesen Posten standen im vergangenen Jahr Einnahmen von 130 000 Euro gegenüber. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 hatten Bleifüße, die ins Blitzlicht gerieten, noch 160 000 Euro zu zahlen. Deffte: „Den Kämmerer freut’s sicher nicht, denn die Einnahmen fließen in unseren Haushalt.“
Aber wer den Blick auf die Gefahrenabwehr lenkt, dürfte sich über diese Entwicklung freuen. Und diesen Effekt nimmt Minister Jäger schließlich laut eigener Aussage ins Visier: weniger Opfer im Straßenverkehr.