Gladbeck. .
Eduard von Ackeren, Gutspächter auf Offermannshof bei Gladbeck „starb den Heldentod für König und Vaterland im November 1914 auf Frankreichs Erde“ – so ist es auf einem Totenzettel zu lesen. Auf dem Deckblättchen ist die „Mater Dolorosa“, die schmerzensreiche Gottesmutter, abgebildet. Andere Totenzettel, die Stadtarchivarin Katrin Bürgel und die Historikerin Dr. Andrea Niewerth zur Zeit sichten, tragen als Illustration den leidenden Jesus – und ebenfalls das Datum, an dem der Verstorbene gefallen ist: auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs.
Die schon vergilbten Papierchen geben Schwarz auf Weiß Zeugnis darüber ab, welches Leid die weltweiten Auseinandersetzungen, der rund 17 Millionen Menschenleben zum Opfer fielen, auch in Gladbeck verursachten. Die Totenzettel machen einen Bruchteil der Exponate aus, die in eine Ausstellung zum 100. Jahrestag des Kriegsausbruchs münden. Bürgel und Niewerth wollen die Schau voraussichtlich ab Juni 2014 in Neuen Rathaus zeigen. Dazu ist ein Katalog geplant.
An dem Projekt arbeitet das Duo bereits seit Mitte vergangenen Jahres, denn „die Recherche ist sehr aufwändig“, erklärt Niewerth. Sie ist froh, dass „die Sparkassen-Stiftung die Ausstellung mit einem sehr hohen Etat fördert“. An historische Dokumente und Anschauungsmaterial sei heutzutage schwer heranzukommen. Dabei ist sich die Geschichtswissenschaftlerin sicher: In Kisten auf Speichern und in Kellern verstaubt das eine oder andere wertvolle Zeitzeugnis vergessen vor sich hin. Doch die beiden Frauen haben bereits viele Ausstellungsstücke zusammengetragen, die einen Einblick in die Kriegsjahre 1914 bis 1918 gewähren. Schlagzeilen in der hiesigen Zeitung verkünden den Kriegsbeginn, drucken Listen von Gefallenen ab. Sparmarken in handlichen Heftchen sollten als Spenden umgemünzt Kriegswaisen zu Gute kommen.
Frauen an der Heimatfront
Auf einem Gruppenbild anno 1917 posieren dick verpackte Gestalten mit düsteren Mienen auf dem Möllerschacht-Gelände. Erst ein messerscharfer Blick offenbart: Es handelt sich um keine Bergmänner, sonder -frauen. „Die Männer waren ja im Krieg“, unterstreicht Niewerth. Und die Arbeit daheim, in Gladbeck, durfte nicht brach liegen. Deshalb mussten Frauen anpacken. Die Historikerin wertet diese Entwicklung als eine „frühe Form der Emanzipation“.
Die Frau an der Heimatfront ist ein Kapitel, das die Ausstellung aufschlagen möchte. Einige weitere Themen werden sein: die Situation in Gladbeck 1914, Finanzierung des Krieges sowie Auswirkungen, Stadtrechte 1919. „Ich würde gerne das Thema Zwangsarbeit aufgreifen, aber uns fehlen Quellen“, bedauert Dr. Andrea Niewerth.
Was ihr und Bürgel hingegen nicht fehlen, sind Ideen. So haben die beiden schon ein Bild vor Augen, wie die Präsentation aussehen soll. „Nicht mit Alu und Hochglanz“, sagt Niewerth, „ich finde es gut, wenn eine Ausstellung inhaltlich in Korrespondenz zur Aufmachung steht.“ Sie will einfache Materialien wie Holz und Leinen verwenden. Die Historikerin: „Vielleicht findet sich ja jemand mit guten Einfällen, der uns handwerklich unterstützt . . .“