Gladbeck.
Das war am Freitag das Gesprächsthema in Gladbeck: Geiselgangster Dieter Degowski (57) kommt womöglich in drei Jahren frei.
Die Nachricht, am Vormittag von der zuständigen Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Arnsberg bekanntgegeben, verbreitete sich schnell in der Stadt und sorgte für Diskussionen.
Bis zu der möglichen Entlassung 2016 soll Degowski, der vor dem Geiseldrama im August 1988 in Brauck wohnte, mit Haftlockerungen auf die Freiheit vorbereitet werden, heißt es im Beschluss der Strafvollstreckungskammer. Dazu gehört u.a. auch der offene Vollzug. Damit solle verhindert werden, dass der Verurteilte ansonsten ins soziale Randmilieu abrutschen könnte.
Degowski sitzt in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Werl ein. Er ist seit 25 Jahren hinter Gittern und hat die Mindesthaftdauer von 24 Jahren bereits verbüßt. Schon wurde gestern spekuliert, in welche JVA er, wenn es zum offenen Vollzug kommt, wechseln könnte. Eine in Heimatnähe...
Unter anderem war von der JVA Meisenhof in Castrop-Rauxel die Rede. Deren Leiter, Julius Wandelt, hält einen Wechsel in die östliche Kreisstadt aber für unwahrscheinlich. In die kämen nur „weniger gefährliche“ Strafgefangene der Kategorie zwei. Degowski gehöre als Gewalttäter in Stufe eins („gefährliche Straftäter“).
Dafür bieten sich offenbar die Justizvollzugsanstalten Bielefeld-Senne oder Euskirchen an. Degowski werde sehr vorsichtig auf ein Leben in Freiheit vorbereitet. Ein Ausgang im offenen Vollzug, so der Gefängnisdirektor, sei in den drei Jahren auch nur in Begleitung eines bewaffneten Justizangestellten möglich.
Was halten Gladbcker von Degowskis möglicher Entlassung?
Ursel Rettberg: „Ich bin absolut gegen eine Freilassung von Herrn Degowski. Mein Nachbar war früher Hans-Jürgen Rösner. Ich kenne einen der Straftäter also persönlich. Solchen Straftätern darf man keine zweite Chance geben. Sie werden sich nicht ändern, da nützt auch keine Eingliederung in die Gesellschaft mehr.“
Peter Wirth: „Ich finde so ein Verbrechen muss man immer von mehreren Seiten betrachten. Damals haben Presse und Polizei komplett versagt. Jetzt steht die Polizei in der Schuld der Opfer. Daher wird sie alles daran setzen, Degowski nicht frei zu lassen. Ich persönlich würde ihm eine zweite Chance geben. Seine Strafe hat er meiner Meinung nach schon bekommen.“
Gabi Heck: „Degowski hat auf gar keinen Fall eine zweite Chance verdient und sollte weiter eingesperrt bleiben. Solche Menschen gehören weggesperrt und sollten nicht auch noch die Chance bekommen, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern.“
Alexandra Grudzien: „Generell hat jeder eine zweite Chance verdient, egal was er getan hat. Immerhin sitzt Degowski schon seit 25 Jahren im Gefängnis. Er hatte genug Zeit, über sein Verbrechen nachzudenken. Die Strafvollstreckungs-kammer wird schon wissen, was sie tut und eine richtige Entscheidung im Fall Degowski treffen.“