Gladbeck. . Mit dem Ende des Kalten Krieges wurden Anfang der 1990er Jahre in vielen Städten, auch in Gladbeck, die Sirenen abgeschafft. Josef Dehling, Chef der Feuerwehr Gladbeck, wünscht sich das alte Alarmsystem zurück: „Sirenen haben den Effekt, die Bevölkerung zu wecken, aufmerksam zu machen“, sagt er.

Seit gut 20 Jahren schweigen die Sirenen in Gladbeck. „Sie sind damals installiert worden, um die Bevölkerung während des Kalten Krieges zu warnen“, erinnert sich der Gladbecker Feuerwehrchef Josef Dehling.

Auch die Freiwilligen Feuerwehren nutzten die Sirenen, um ihre Leute zu alarmieren. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands und dem Ende des Kalten Krieges verloren die Warnsysteme ihren Zweck. In Gladbeck, wie in vielen anderen Kommunen, wurden die Sirenen abgebaut – zu teuer war ihre Instandhaltung, die bis dahin der Bund übernommen hatte.

Neue Sirenen für Duisburg

In Duisburg ist die Verwaltung schon einen Schritt weiter: Dort sollen im Herbst 70 neue Sirenen in Betrieb genommen werden. Auch in Bottrop, Herne und Oberhausen gibt es Überlegungen, wieder auf Sirenen zurückzugreifen.

17 Sirenen gab es bis zur Wende in Gladbeck. Die Stadt lehnte deren Übernahme ab.

Wenn es nach Dehling ginge, würde der flächendeckende Alarm schon bald wieder eingeführt. Nicht, um die Feuerwehr in Bereitschaft zu versetzen. Das passiert längst per Funkmeldeempfänger, den jeder freiwillige Feuerwehrmann und jede Feuerwehrfrau ständig bei sich trägt.

Sirenen warnen

„Die Sirenen haben aber auch noch einen anderen Effekt“, sagt Dehling, „sie können die Bevölkerung auch vor Giftgas- oder Rauchgaswolken warnen.“ Nicht zuletzt der Brand eines Düngemittellagers in Krefeld im September 2012 habe gezeigt, dass ein solches Alarmsystemwichtig sei. Die Rauchwolken waren damals über Duisburg bis nach Essen gezogen, viele Menschen waren beunruhigt.

Käme es in Gladbeck zur Katastrophe, beispielsweise zum Chemieunfall, müsste die Feuerwehr die Bevölkerung per Lautsprecherdurchsage warnen. „Wir haben zwei mobile Warnanlagen, die wir auf dem Fahrzeugdach montieren können.“ Das System habe einen entscheidenden Nachteil: „Damit binde ich Leute“, sagt der Feuerwehrchef, und diese Leute fehlten dann im Einsatz.

Weck-Effekt

Der Bund arbeite an modernen Alarmsystemen, die zum Beispiel neben dem weithin hörbaren Sirenensignal auch automatisch Kurzmitteilungen an alle Handys in der Nähe versenden. Die wichtigste Funktion einer Sirene sei allerdings schlicht ihre Lautstärke. „Wir brauchen den Weck-Effekt“, sagt Dehling, „Sirenen können die Bevölkerung wecken, aufmerksam machen, dass da etwas ist.“

Die Entscheidung für oder gegen Sirenen liegt bei den Kommunen, die auch die Kosten tragen müssen. 15- bis 20 000 Euro, schätzt Dehling, kostet eine moderne Anlage, zehn bis 15 davon seien nötig, um Gladbeck flächendeckend zu versorgen, dazu kämen die Kosten für die Wartung. Konkrete Planungen dazu gebe es in der Stadt zurzeit nicht, im September sollen erste Gespräche mit dem Kreis Recklinghausen geführt werden.