Gladbeck.

Die Wirtschaft im nördlichen Revier hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die B 224 in Gladbeck doch noch eines Tages zur A 52 ausgebaut wird. Über mögliche Optionen sprachen die Redaktion mit Joachim Brendel (51), Leiter des Geschäftsbereichs Handel und Verkehr der IHK Nord-Westfalen in Münster.

Glauben Sie noch an einen A-52-Ausbau in Gladbeck?

Joachim Brendel: Ja, denn ich habe den Eindruck, dass Teilen der Politik in Gladbeck langsam bewusst wird, dass sich die Stadt beim Thema B 224/A 52 in einem Dilemma befindet, aus dem sie sich nur selbst befreien kann.

Wie sieht das Dilemma aus?

Im Maßnahmenpaket von Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Michael Groschek wird der Ausbau der B 224 zur A 52 zwischen der A 42 und der A 2 inklusive eines vollwertigen Autobahndreiecks „Essen/Gladbeck“ klar bestätigt, wahrscheinlich inklusive Überflieger. Für Gladbeck bedeutet dies, dass die Stadt unter noch stärkeren Verkehrsdruck gerät, andererseits aber nach dem Ratsbürgerentscheid auf die positiven städtebaulichen und verkehrstechnischen Vorteile, die mit dem Tunnel durch Gladbeck verbunden gewesen wären, verzichten muss.

Das Land will den Gladbecker A-52-Abschnitt nicht einmal mehr zum Bundesverkehrswegeplan anmelden. Ist das Projekt damit nicht endgültig tot?

Nein. Das ist nur eine Empfehlung. Der Bund kann die A 52 auch von sich aus einer Bewertung unterziehen und das Projekt dann in den Bundesverkehrswegeplan aufnehmen bzw. belassen. Er ist Herr des Verfahrens. Dritte haben ebenfalls die Möglichkeit, Vorschläge zu machen. Zunächst geht es ohnehin erst einmal um eine Wirtschaftlichkeitsberechnung künftiger Verkehrsprojekte. Die Entscheidung, welche Maßnahmen tatsächlich in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden, erfolgt frühestens in zwei Jahren, also 2015. In jedem Fall gilt: Spätestens nach der Kommunalwahl im Mai nächsten Jahres ist die Politik in Gladbeck frei, sich zum Thema B 224/A 52 gegebenenfalls neu zu positionieren.

Wird die Industrie- und Handelskammer selbst eine Empfehlung beim Bund abgeben?

Ja, das werden wir tun, allein, um die Option für eine Realisierung dieses A-52-Abschnittes aufrecht zu halten. Eine durchgehende A 52 ist und bleibt nötig, um das mittlere Ruhrgebiet verkehrstechnisch vernünftig anzubinden.

Gladbeck setzt darauf, dass die B 224 in Gladbeck durch Tempolimits so unattraktiv gemacht wird, dass der Durchgangsverkehr die Strecke meidet. Ist das realistisch?

Die von Teilen der Politik und den Ausbaugegnern geforderten Verkehrsbeschränkungen und Durchfahrtsverbote halte ich für den falschen Weg und auch für unrealistisch. Der Bund als Eigentümer wird meines Erachtens darauf bestehen müssen, dass A 52 und B 224 die ihr zugedachte überregionale Verkehrsfunktion möglichst uneingeschränkt wahrnehmen können. Ohne einen Ersatz wird der Bund seine Straße nicht unattraktiv machen, das glaube ich nicht. Man muss auch ehrlich zu den Menschen sein und ihnen sagen, dass sie in den nächsten Jahren mit Mehrverkehr konfrontiert werden, ob die A 52 kommt oder auch nicht. Es wird starke zunehmende Verkehrsströme geben.

Wie bewerten Sie den Vorstoß von NRW-Verkehrsminister Michael Groschek, zunächst den B224-Abschnitt zwischen A 42 und A 2 auszubauen?

Wir begrüßen das, weil dieser Abschnitt einen eigenen Verkehrswert hat. Die Verbindung bietet die Möglichkeit, zwischen zwei parallel verlaufenden Autobahnen zu wechseln, etwa bei Überlastungen oder Umleitungen. Der Abschnitt müsste dann auch dazu führen, neu zu überlegen, Richtung Buer den Tunnel zu kriegen.

Glauben Sie noch an den Tunnel als Lösung in Gladbeck?

Wenn es zum Ausbau kommen sollte, dann wird es nur eine Lösung mit Tunnel geben. Mit weniger wird sich niemand in Gladbeck mehr zufrieden geben.