Gladbeck. . In „Ein deutscher Sommer“ schildert der Autor Peter Henning die Ereignisse des Gladbecker Geiseldramas vom 16. bis 18. August 1988
Vor 25 Jahren hielt das Gladbecker Geiseldrama ganz Deutschland in Atem und belegte Gladbeck mit einem Makel, den die Stadt bis heute nicht los geworden ist. Die Geiselgangster, Dieter Degowski und Hans-Jürgen (Hanusch) Rösner, zählen seitdem zu den eher unrühmlichen Personen der Gladbecker Stadtgeschichte. Jetzt wird die Geschichte dieses Banküberfalls in Rentfort-Nord mit der wohl spektakulärsten Geiselnahme Deutschlands, bei der zwei Menschen starben, neu erzählt: Der Schriftsteller Peter Henning hat über die Ereignisse im August 1988, die auch wegen des krassen Versagens der Polizei und einer nie zuvor erlebten Medienjagd und journalistischer Grenzübertretung in der Kritik standen, geschrieben.
„Ein deutscher Sommer“ heißt das 600-Seiten-Werk (Aufbau-Verlag), offizieller Erscheinungstermin ist der 22. Juli. Schon im Vorfeld erhält das Buch wegen des spektakulären Themas hohe mediale Aufmerksamkeit, und der Blick richtet sich dabei natürlich auch wieder auf Gladbeck als Ausgangspunkt für das Geschehen. In der letzten Woche war „Der Spiegel“ mit dem Autor vor Ort in Rentfort-Nord, wo das Verbrechen seinen Anfang hatte, und wird in der kommenden Woche berichten. Die ARD-Kultursendung TitelThesenTemperamente stellte das Buch vor, erste Radiointerviews mit Peter Henning gab es schon.
Gladbeck stößt das Thema nicht gerade auf große Begeisterung. Apothekerin Dorothee Kraus von der Dorotheen-Apotheke an der Schwechater Straße 38 „hat eigentlich keine große Lust darauf, dass es wieder aufgewärmt wird. Für den Stadtteil und die Leute ist das nicht gerade imageverbessernd.“ Sie selbst war damals im Urlaub, ihr Vater erlebte Überfall und Geiselnahme hautnah mit. „Die beiden Gangster sollten nie wieder aus dem Gefängnis freikommen“, hofft die Apothekerin. Für Dieter Degowski findet nächste Woche, am 24. Juli, ein Anhörungstermin wegen eines Gnadengesuchs vor dem Arnsberger Landgericht statt. Hans-Jürgen Rösner hat schon mehrfach vergeblich ein Gesuch gestellt. Die nächste Anhörung wird aber nicht vor 2016 sein.
Die Gladbecker Buchhandlungen haben den Roman natürlich schon bestellt und gehen davon aus, dass er in den nächsten Tagen geliefert wird. Wegen rechtlicher Fragen war das bis vor kurzem noch fraglich, so Detlef Ude von der Humboldt-Buchhandlung.