Gladbeck. .
Die Einsatz-Klamotten von Boris Paufler drehen gerade in der Waschmaschinentrommel ihre Runden. Äußerlich sind die Spuren des tagelangen Kampfes gegen das Hochwasser in Magdeburg so gut wie weggewaschen. Doch die Eindrücke, die er aus der Krisen-Region mit nach Hause nimmt, haben sich in das Gedächtnis des 27-Jährigen eingegraben.
Trockenen Fußes in den eigenen vier Wänden – für die Menschen in den Flutgebieten derzeit ein unerreichbarer Luxus; für die Bewohner in Gefilden, in denen es nicht „Land unter“ heißt, schlicht Normalität. Seine seeblaue Weste hat Paufler an die Garderobe in seiner Wohnung im Osten Gladbecks gehängt. Die neongelben Buchstaben signalisieren: THW. Der schwarze Kater streicht dem Heimkehrer um die Füße; Daniela Weichert ist heilfroh, dass ihr Freund wieder gesund und munter zu Hause ist. „Nachts um 1 Uhr ist er wiedergekommen“, erzählt die 23-Jährige.
Wasser soweit das Auge reicht
Frisch sieht Boris Paufler wenige Stunden später aus, gar nicht wie jemand, der in Zwölf-Stunden-Schichten in trüber Brühe stand und Sandsäcke geschleppt hat. Wieviele? Das kann der 27-Jährige beim besten Willen nicht sagen. „Deichverteidigung“ nennt Paufler trocken die Aufgabe, die vor ihnen stand. Im Klartext: Sandsäcke in Lücken stopfen, um die Barrieren gegen die Flut zu halten.
Zu neunt waren die Kräfte des THW Gladbeck/Dorsten am vergangenen Freitag gen Magdeburg aufgebrochen, um den Einsatzkäften aus allen Ecken Deutschlands im Widerstand gegen die Gewalt der Natur unter die Arme zu greifen. Auf den Hilferuf gewartet hatte der 27-Jährige seit Tagen. „Als die Berichte in den Medien anfingen, habe ich meinem Arbeitgeber schon Bescheid gegeben“, berichtet der Kfz-Mechatroniker. So genügte ein Anruf, bevor er sich auf den Weg machen konnte.
„Wir haben uns darauf gefreut, helfen zu können“, sagt Paufler. Er sei in der Gruppe der einzige mit Hochwasser-Erfahrung gewesen. Im Dezember 2003 half der Gladbecker, der seit gut zehn Jahren beim THW ist, beim Pumpen im französischen Arles. Kein Vergleich zu dem, was ihn jetzt in Magdeburg erwartete: Wassermassen, wohin man schaut, manchmal „ein Gestank, der sich nicht definieren lässt“. Und Menschen wie Ameisen beim Bau ihreres Staates. Die Solidarität untereinander, die hat Paufler beeindruckt – einerlei, ob Soldaten, Johanniter, DRK oder Anwohner. Bilder, die Paufler nicht so schnell aus dem Kopf gehen – jetzt, wo er das Bett in einer Turnhalle oder in einem Zelt gegen sein eigenes eintauschen kann.