Gladbeck. .

Jeden Tag das tun zu dürfen, „was einen weiterbringt“, das ist für Norbert Gerbig ein Geschenk. Und was bringt den Sozialarbeiter weiter? – die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Dabei wäre dieses Geschenk fast an dem 59-Jährigen vorbeigegangen. „Ich habe vor meinem Studium eine Ausbildung bei der Stadtverwaltung im gehobenen Dienst absolviert“, erzählt der Di­plom-Sozialarbeiter. Fünf Jahre in verschiedenen Ämtern hauptsächlich im Büro am Schreibtisch zu sitzen, das befriedigte Gerbig nicht. „Ich wollte mehr mit Menschen arbeiten“, stellte er fest – und studierte Sozialarbeit in Essen.

Mit Musik viel bewegen

Ein Sinneswandel, den ihrerseits viele, viele Gladbecker als Geschenk empfunden haben. Nimmt der 59-Jährige doch seit mehr als 20 Jahren in der Stadt auf diversen Gebieten den Nachwuchs unter seine Fittiche; die meiste Zeit seines Sozialarbeiter-Berufslebens wirkte er, nach einer Station in Zweckel, als Teilzeitkraft im Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Gerne
mit der Gitarre unter dem Arm, denn: „Mit Musik kann man einiges bewegen bei Jugendlichen.“ Gerbig hat unzählige Kinder kommen und gehen sehen, ihre Entwicklung mitverfolgt und inzwischen sogar schon die nächste Generation um sich. Allerdings wird es dabei wohl bleiben, denn der 59-Jährige ist jetzt in Altersteilzeit, was auf gut Deutsch bedeutet: „Ich muss nicht mehr arbeiten.“

Der Sozialarbeiter, der „von kleinauf“ in Gladbeck lebt, hat im Laufe seiner Laufbahn so einiges in die Gänge gebracht und bewirkt. So ist das „Pori-Festival“ eng mit seinem Namen verknüpft. Die Bezeichnung setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben von Pop, Oldies, Rock und Independent. „Die ersten vier Bands, die damals auftraten, hatten diese Stilrichtungen“, erklärt Gerbig, der auch Gitarrenunterricht gibt. Das Festival ist erwachsen aus dem Arbeitskreis Rockmusik, für Musik hat Gerbig sich stets stark gemacht.

Der Mann mit den schulterlangen Haaren schiebt sich eine Strähne, durch die sich vereinzelt graue Fäden ziehen, aus der Stirn: Rolling Stones, Jimi Hendrix, Elektro-Blues – „das war schon immer meine Musik.“ Zu den ersten Dingen, die er vor 20 Jahren im Bonhoeffer-Haus angepackt hat, gehörte es, einen Probenraum für Nachwuchs-Musiker zu schaffen.

Ebenso wie Gerbig mit Musik aufwuchs, habe er sich sein Leben lang ehrenamtlich in der evangelischen Jugendarbeit engagiert. „Mein Vater war Presbyter hier im der Gemeinde“, erzählt der 59-Jährige. Die Montagsgruppe, bei der sich Kinder aller Nationen, gesunde und behinderte, zum Spielen, Singen und Basteln treffen, hat er gleich zu Beginn seiner Arbeit mit Pfarrerin Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup ins Leben gerufen. Das Angebot existiert immer noch. Norbert Gerbig: „Es ist immer wichtig, Kinder zusammen zu bringen. So kann man Toleranz und Respekt vermitteln.“