Gladbeck. .
Michael Presclers Welt ist kunterbunt und voller Überraschungen. Bälle wirbeln durch die Luft, Ballons verwandeln sich in sagenhafte Figuren, mit einem Puster oder Wisch kommen und gehen die Farben aus einem Malbuch. Wenn der 37-Jährige als Clown „Liar“ auftritt, zieht er Mädchen und Jungen magisch an. Allein schon dieser Anblick: eine wahre Augenweide, der Anzug in Royalblau mit rot-weißem Karomuster und Hosenträgern. Und erst die Schuhe! Einer tomatenrot, der andere blau wie der Kostüm-Stoff. Eben „Chic made in France“. Und erst die Baskenmütze: typisch Franzose!
Eigenschaften statt Vorurteile
Schließlich stammt der Clown, Zauberer und Comedy-Künstler, der sich selbst „Schwindler“ (Liar) nennt, aus dem lothringischen Boulange (Bollingen). Und wer mit ihm Konversation betreibt, hat nach wenigen Minuten den Gedanken: Das ist ein Franzose wie er im Buche steht – charmant und entspannt. Dabei hört Prescler solche Attribute in Zusammenhang mit seiner Herkunft gar nicht gerne. „Das sind doch nur Vorteile“, meint er. Die sind nun überhaupt nicht sein Metier. Er spricht lieber von „Eigenschaften“. Es gebe doch solche und solche Menschen, einerlei, woher sie stammen. Er selbst ist der lebende Beweis: Von wegen, Franzosen können nicht ohne ihren Milchkaffee. Auf dem Tisch in Michael Presclers Wohnzimmer steht ein Becher Beuteltee.
„Habt keine Angst vor Regeln“
Unter der gläsernen Tischplatte lugen Bilder von Kinderhand hervor: Die Söhne (acht und vier Jahre alt) haben sich hier kreativ ausgetobt. Lächelnde Herzchen umrahmen den sorgfältig gemalten Schriftzug „für Papa“.
Seinen Sprösslingen will der 37-Jährige – wie auch seinem (jungen) Publikum – mitgeben: „Nehmt nicht alles hin, habt keine Angst vor Regeln.“ Denn: „Die Welt hat viel zu bieten!“ Presclers Maxime: lieber Hinterfragen als Schubladendenken. Werte wie Toleranz, Respekt, Konsequenz sind ihm ebenfalls wichtig. Sein zentraler Gedanke bei Arbeit und Erziehung: Kinder sollen sich frei entfalten können, kreativ und offen sein.
Da ist er selbst das beste Vorbild. In Lothringen und im elsässischen Mulhouse (Mülhausen) wuchs er auf, studierte allgemeine Naturwissenschaften und Erziehung. Der Mathematiker arbeitete als Animateur auf Mallorca, Teneriffa, Kreta; ging kurzzeitig retour in seine Heimat. „Mit zwei Koffern und 2000 Euro in der Tasche“ zog er der Liebe wegen nach Gladbeck. „Hier bin ich gut aufgenommen worden“, sagt der Franzose. Arbeit fand er in der Oberhausener Seaworld und im Alpincenter Bottrop. Nebenbei gab er kleine Zaubershows.
2009 machte er sich als „Liar“ selbstständig mit Shows im Koffer für Erwachsene und Kinder, doch am Herzen liegt ihm, „auch für einen guten Zweck aufzutreten“. Das tut er regelmäßig in Krankenhäusern und bei caritativen Veranstaltungen. Und noch etwas hat er sich vorgenommen: Sein Publikum soll jede Minute seines Programms lachen. Und staunen...