Gladbeck. .

Sie bauen Brücken. Brücken, die beiderseits von vertrautem Boden auf fremdes Terrain führen. Was die Jugendlichen dazu brauchen, bringen sie selbst mit: ein Quäntchen Geduld, eine große Portion Verständnis und grundlegende Fachkenntnisse. Ihre Arbeit funktioniert, weil eine Qualität als felsenfestes Fundament existiert: nämlich die Bereitschaft, Neuland zu betreten und sich auf unbekannte Menschen einzulassen. Denn als Sprach-Scouts haben Pascal Woelk, Alexander Arendt und Patrick Ißelmann vor gut eineinhalb Jahren im wahrsten Sinne des Wortes Schwellen überschritten. In dem Moment, in dem sie in Migrantenfamilien gingen, wurden sie auch zu „Türöffnern“ für ihre Schützlinge – indem sie einen Pfad zur deutschen Gesellschaft ebneten.

Der 18-Jährige Alexander berichtet: „Ich habe schnell Zugang bekommen. Alle waren nett und freundlich.“ Dann habe er sich erst einmal schlau gemacht, „wie ich helfen kann, mit dem Deutschen klar zu kommen“. Denn darum geht’s bei dem Gemeinschaftsprojekt von örtlichen Rotariern und dem hiesigen Kinderschutzbund (KSB): Die deutsche Sprache als Kitt einzusetzen, um Mädchen und Jungen mit Migrationshintergrund Halt in der (Gladbecker) Gesellschaft zu geben. „Je mehr Sprache ausgebildet ist, desto freier kann man sich hier bewegen“, sagt Rotarier Anton Schmirler.

Mehr als Nachhilfe-Unterricht

Zwar steht Deutsch im Mittelpunkt des Interesses, doch ein einziger Baustein reicht nicht für eine Brücke zwischen verschiedenen Kulturen. Deshalb geht der Einsatz der Heisenberg-Schüler, die einen Obolus erhalten, über Nachhilfe-Unterricht hinaus: Patrick, Alexander und Pascal, denen Lehrerin Sandra Schmirler zur Seite steht, erleben Migrantenkinder etwa ab dem fünften Lebensjahr und ihre Familien in deren Zuhause, im vertrauten Umfeld. Aufwand: eine Stunde pro Woche. Zeit, um zu vermitteln, wie man sich im Dschungel deutscher Worte, Grammatik und Verhaltensweisen zurecht findet. Manchem Kind steht mitunter in der Schule das Wasser bis zum Hals. Alexander: „Spiele haben sich zum Lernen bewährt.“ Pascal vermeldet Fortschritte: „Langsam ist es gelungen, die Jungs aus dem Jammertal heraus zu holen, notentechnisch geht’s bergauf.“

Der KSB vermittelt Kinder. Als Sprach-Scouts steigen jetzt auch Gina Krosch, Angelina Olbrich und Lara Rathmann ein.