Gladbeck. .
Aufmerksame Zeitgenossen hatten es schon seit etlichen Tagen geargwöhnt: In Gladbeck ticken die Uhren anders. Das kam jedenfalls Passanten in den Sinn, die einen Blick nach oben auf das Ziffernblatt im Rathausturm warfen und sich über den Stand der Zeiger wunderten. Doch die aus dem Takt geratene Turmuhr soll bald wieder richtig schlagen: Sie wird nämlich in den kommenden Wochen ein neues Uhrwerk erhalten.
Historisches Werk bleibt erhalten
„Eine intensive Prüfung hat ergeben, dass das in die Jahre gekommene mechanische Uhrwerk nur durch umfangreiche und teure Reparaturarbeiten wieder in Betrieb genommen werden kann“, teilt die Stadtverwaltung mit. Daher habe die Verwaltung entschieden, das alte Uhrwerk in den Ruhestand zu schicken und es gegen ein modernes, elektronisches auszutauschen. Was diese Verjüngungskur kosten soll, konnte die Stadtverwaltung auf Anfrage der WAZ zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beziffern.
Ein „Herzschrittmacher“ soll das alte Schätzchen wieder flott machen: „Ein elektronisches und modernes Gerät, das in Zukunft für die richtige Stellung der Uhrzeiger sorgen wird.“ Still und leise, von der Bevölkerung unbemerkt, werde die Neuerung vonstatten gehen, verspricht die Verwaltung. Der vertraute Glockenschlag soll trotz der Umstellung unverändert bleiben.
Lokal-Historiker und geschichtsbewusste Gladbecker müssen nicht befürchten, dass für das alte Uhrwerk am Amtssitz das letzte Stündlein geschlagen hat: Laut Verwaltung darf es weiter in dem historischen Gebäude „wohnen“ bleiben. „Dieses Juwel historischer Uhrmacher-Kunst hat stets treue Dienste für die Stadt Gladbeck und ihre Bürgerinnen und Bürger getan. Angesichts ihrer Verdienste und ihrer historischen Bedeutung kommt eine Entsorgung des alten Uhrwerkes für die Stadtverwaltung daher auch nicht in Frage“, heiß es aus dem Rathaus.
Das Gebäude wurde am 6. Dezember 1910 eingeweiht. 45 Meter hoch ragt der markante Turm samt Uhr empor. Ein steinerner Wächter mit Laterne hat zwischen den Zifferblättern Posten bezogen und bläst in sein Stierhorn. All die Jahre seit der Rathaus-Gründung sind nicht spurlos an der Rathausuhr vorbeigezogen. Kräftig hat der Zahn der Zeit an ihr genagt. „Sie konnte nur noch von Spezialisten repariert werden“, erklärt die Verwaltung. Allein der jahrelangen Pflege des Haustechnikers Norbert Gubini sei es überhaupt zu verdanken, dass die alte Uhr so viele Jahre richtig tickte.