Gladbeck.
Anfang des vergangenen Jahrhunderts war Gladbeck im Aufwind, gab es einen Bauboom. 1911 beschloss die katholische Kirche, gleich zwei neue Kirchen zu bauen: Herz Jesu und Heilig Kreuz. Zwei Jahre später, im Mai 1913, vor 100 Jahren, war Grundsteinlegung.
Anders als in Rentfort und Brauck, wo man sich einige Jahre zuvor zunächst mit Notkirchen beholfen hatte, wurden in Zweckel und Butendorf gleich „richtige“ Kirchen gebaut. In Zweckel hatte man erst ein Grundstück an der Feldhauser Straße am heutigen Frochtwinkel ausgeguckt, gebaut wurde aber auf einem Grundstück des Bauern Schroer an der Ecke Feldhauser-/Dorstener Straße. Erster Spatenstich war im November 1912, die Grundsteinlegung folgte am 4. Mai 1913. Die Baupläne stammen von den Dombaumeistern Prof.Becker (Mainz) und Wilhelm Sunder-Plaßmann (Münster).
Dominanter Säulengang in Zweckel
Für 200 000 Mark entstand ein repräsentativer Kirchenbau mit rund 45 Meter hohem Turm und Säulengang zum Pfarrhaus (ein zweites gleiches Gebäude mit Säulengang war ursprünglich auf der anderen Seite geplant). Die Architektur war eine Abkehr von dem bis dahin vorherrschenden neugotischen Kirchenbaustil. Die Zweckeler Kirche ist nach Formen des bergischen Barocks gebaut, auch wenn die traditionelle Kirchenbaukunst noch großen Einfluss ausübte. Im Turm hingen anfangs drei Glocken, heute fünf. Die letzte kam 2001.
Im Innern dominiert der große, neubarocke Hochaltar, von dem es heißt, er sei einmalig im Revier. Der Tabernakel besteht aus barockem Schnitzwerk. Geweiht wurde die Kirche am 27. Mai 1914, die Erhebung zur Pfarrei folgte 1916. Im Krieg wurde das Gotteshaus schwer beschädigt, 1949 war es wieder aufgebaut, 1972 erfolgte eine Totalsanierung. Längst steht die Kirche unter Denkmalschutz. Erster Pfarrer war Heinrich Gunnemann, er hatte fünf Nachfolger. Seit 2012 steht Pastor Ulrich Pfeifer an der Spitze der Gemeinde.
Große Kuppel in Butendorf
Die Grundsteinlegung der Heilig-Kreuz-Kirche in Butendorf fand am 18. Mai 1913 statt (nach Baubeginn Ende 1912). Architekt war der Kölner Otto Müller-Jena, der zuvor auch das Rathaus errichtet hatte. Auch seine Pläne rückten von dem neugotischen Baustil ab, Müller-Jena schuf eine Kirche im Stil der späten Neuromanik. Das besondere Merkmal der basilika-ähnlichen Kirche ist die große Kuppel, die – getragen von zehn Grundpfeilern – ein Dekagon, ein Zehneck, bildet. Im Innern dominieren die Pfeiler das architektonische, die Kreuzigungsgruppe im Chor das sakrale Bild. Im 46 Meter hohen Kirchturm über der Sakristei hängen vier Glocken.
Nur einen Tag nach Einweihung der Zweckeler Kirche wurde auch die Butendorfer Kirche „in Gebrauch“ genommen: Am 28. Mai 1914, als alle Innen- und Außenbauarbeiten abgeschlossen waren. Aber erst ein Jahr später, am 28. Mai 1915, wurde sie durch den Münsterschen Weihbischof Kappenberg geweiht. Am 1. Dezember 1916 wurde Heilig Kreuz von St. Lamberti abgepfarrt und zur eigenen Pfarrei erhoben. Erster Geistlicher an Heilig Kreuz war Rektor Anton Brandt. 1917 folgte Josef Grünefeld der erster Pfarrer. Er hatte vier Nachfolger im Pfarramt. Heute leitet Diakon Klaus Unterberg die Gemeinde.
Das Ensemble der Heilig-Kreuz-Kirche mit Turm und Pfarrhaus steht seit 1998 als eines der bedeutendsten Sakralbauwerke Gladbecks unter Denkmalschutz.
Zweckeler feiern das jubiläum eine Woche lang
Die Herz-Jesu-Gemeinde feiert ab Samstag, 25. Mai, eine ganze Woche lang ihr 100-Jähriges. Den Auftakt bildet heute um 17 Uhr eine Dankmesse zum 25-jährigen Priesterjubiläum von Pastor Ulrich Pfeifer. Nach dem Gottesdienst findet im Kaplan-Poether-Haus ein Empfang statt. Am Sonntag stehen die Messdiener im Blickpunkt der Festivitäten: Auch sie feiern schon ihr 100-Jähriges, erst um 9.45 Uhr mit einem Gottesdienst, dann mit einem bunten Tagesprogramm.
Am Montag, 27. Mai, findet um 20 Uhr ein historischer Vortrag zur Vergangenheit von Herz Jesu statt - präsentiert von Ulrich Niehaves. Am Dienstag (ebenso 20 Uhr) folgt ein Vortrag von Prof. Franz-Josef Nocke zum Thema „Kirche gestern, heute, morgen.“
Nach der KfD-Messe (zum 100-Jährigen der KfD) am Mittwoch um 15 Uhr gibt es Kabarett im Kaplan-Poether-Haus. An Fronleichnam lädt die Gemeinde nach der Prozession zum Frühschoppen mit Imbiss ein. Am Freitag, 31. Mai, startet zum Abschluss der Festwoche das dreitägige Gemeindefest: Zunächst am Freitag um 19.30 Uhr mit ein Dämmerschoppen. Tags drauf, am Samstag, 1. Juni, findet um 17 Uhr der Festgottesdienst zum 100-Jährigen statt, anschließend steigt ein „Herz-Jesu-Fest“ mit Livemusik und Tanz. Am Sonntag, 2. Juni, sind Familien um 9.45 Uhr zur Kindermesse eingeladen. Anschließend klingt die Festwoche mit einem Frühschoppen und Spielen für Kinder aus.
Heilig Kreuz feiert erst 2015 zur Kirchweih
Die Heilig-Kreuz-Gemeinde in Butendorf feiert ihr 100-Jähriges erst im Mai 2015 zur Erinnerung an die Fertigstellung und Einweihung der Kirche. Aber auch jetzt wird schon gefeiert: Am Sonntag, 30. Juni, 10 Uhr, findet bereits ein Festgottesdienst in der Kirche statt: Anlass ist das 100-Jährige des Kirchenchores. Der hat eigens eine Jazz-Messe einstudiert. Anschließend findet im Gemeindehaus ein Empfang statt.