. Der Grenzfluss zwischen Gladbeck und Bottrop wird wegen eines neuen Regenrückhaltebeckens auf gut einem Kilometer Länge aufs Gladbecker Stadtgebiet verlegt. Die Renaturierung erfolgt in einem eigens dafür neu angelegtem Bachlauf.

Alle Gladbecker dürfen sich auf ein besonderes, rund drei Millionen Euro teures „Geschenk“ zur Naherholung freuen: Im Stadtsüden entsteht zwischen Ellinghorst und Brauck eine neue grüne Oase. Ein öffentlich zugängiges Areal, durch das sich ein gut ein Kilometer langer, „neuer“ Bachlauf windet, gesäumt von Büschen und Bäumen sowie begleitet von Rad- und Spazierwegen. Der Umbau des Emscher-Systems macht’s möglich.

Es geht um die Boye, den Grenzfluss zwischen Gladbeck und Bottrop, der auf gut einem Kilometer Länge bis zu 150 Meter tief ins Gladbecker Stadtgebiet verlegt wird.

Im betroffenen Abschnitt, dem Grüngürtel zwischen Gladbecker Kösheide und Bottroper Gewerbepark, liegt die Boye bislang genau auf der Stadtgrenze, wo sie noch in einem hässlichen, offenen und meist schnurgeraden Kanalbett fließt. Stinkendes Abwasser, das im neuen Kanalsystem des großen Renaturierungs- und Kanalerneuerungsprogramm der Emschergenossenschaft aus dem Blickfeld der Bürger in den Untergrund verschwinden soll.

Umbau nicht auf dem derzeitigen Gelände machbar

Wie bereits an anderer Stelle im Stadtgebiet geschehen, soll die Boye wie die anderen oberirdischen Abwasserkanäle renaturiert werden, so dass die einst ins Betonkorsett gezwängten Bäche wieder über kurvenreich-gluckernde Bachläufe verfügen, die statt von Abwässern von Regenwasser gespeist werden.

„Die Form des Umbaus ist in diesem Abschnitt aber nicht im derzeitgen Grenzgebiet möglich“, erklärt Ilias Abawi von der Emschergenossenschaft. Denn entlang des alten Kanalbettes soll ein großer „Trog“ entstehen: Das neue Regenrückhaltebecken „Pelkumer Feld“, das im Rahmen des Hochwasserschutzes bereitgehalten wird, um den neuen , unterirdischen Kanal bei starkem und anhaltendem Niederschlag mit einem Stauvolumen von bis zu 46 000 Kubikmetern Wasser entlasten zu können.

„Da so kein Platz zur Verfügung steht, um die Boye hier im bisherigen Verlauf zu renaturieren, werden wir ein komplett neues Bachbett auf einem Kilometer Länge nördlich, auf Gladbecker Stadtgebiet, anlegen.“ Ab der Eisenbahnstrecke wird der neue Boyelauf auf Gladbecker Territorium entstehen, um nach etwa 1000 Metern im Bereich der Kleingärten wieder auf den alten Verlauf zu stoßen.

Boye-Umbau soll 2020 fertig gestellt sein

Allein der insgesamt acht Kilometer lange Boye-Umbau im Gewässersystem der Emschergenossenschaft wird rund 24 Millionen Euro kosten. Bis die Gladbecker ihren neuen Naherholungskilometer genießen können, wird allerdings noch etwas Zeit vergehen.

Ilias Abawi: „Die Vorarbeiten für Kanalbau und Rückhaltebecken auf Bottroper Gebiet sind angelaufen. Möglichst 2016/17 wollen wir den Renaturierungsplan auf Gladbecker Seite anpacken, so dass der Boye-Ausbau hier spätestens bis 2020 fertig sein sollte.“

Der Gewässerumbau im Emscher-Einzugsgebiet hat in Gladbeck bereits sichtbare Spuren am Haarbach, am Hahnenbach, Wittringer Mühlenbach und Nattbach hinterlassen. Diese Bäche wurden neu modelliert, zudem sind Ufer und Böschungen bepflanzt worden. Entstanden sind so im Gladbecker Stadtgebiet vielfältige Biotope, die Pflanzen- und Tierwelt neuen Lebensraum bieten.

Bereichernd ist diese Entwicklung auch für den Menschen, da die neuen grünen Oasen nicht nur Erholungspotenzial bieten, sondern sich auch prima für lehrreiche Exkursionen nutzen lassen, wie zum Beispiel das „Blaue Klassenzimmer“ mit dem großen Tümpel für kleine Forscher aus Schulen und Kindergärten am renaturierten Hahnenbach in Brauck.