Gladbeck. .

Die Augen der Nachbarin haben sie flugs erspäht. „Die erste Biene, die ich dieses Jahr sehe“, ruft die passionierte Blumenfreundin entzückt und beobachtet mit Argusaugen, wie das Insekt Kurs nimmt auf eine Tulpe im Vorgarten. Ein lang ersehnter Anblick nach so einem hartnäckigen Winter. Man stelle sich mal vor, was mit der Natur passieren würde, gäbe es die Bienen nicht . . . Immerhin sind etwa vier Fünftel der heimischen Blütenpflanzen bei ihrer Bestäubung auf Insekten angewiesen.

Doch Siegfried Appel kann die besorgte Gärtnerin beruhigen. So schnell lassen sich die fleißigen Sammlerinnen nicht unterkriegen. Die Hobby-Imker sieht den verzögerten Start in den Frühling – und damit das Aufleben der Natur – entspannt: „Ende Januar, Anfang Fe­bruar beginnt die Brut. In diesem Jahr ist die Vegetation später dran. Deshalb verzögert sich die Brut der Bienenvölker.“ Und dementsprechend verschiebt sich auch die weitere Entwicklung der Bienen. Im Gegensatz zu Pflanzen: „Die Natur kommt nach, die Bienen nicht.“ Das bedeutet für Süßmäulchen: Es wird halt weniger Honig produziert.

Kiloweise Honig

„Es fehlen vier Wochen in diesem Jahr“, so der 81-Jährige, der sich im Imkerverein Gladbeck engagiert. Vor zwei Jahren, das sei ein richtig gutes Jahr gewesen. Da hätten es manche Völker auf einen Ertrag von 70 bis 80 Kilogramm gebracht. Appel: „Das schwankt von Jahr zu Jahr. Man sagt, ein Volk schafft im Durchschnitt 30 Kilogramm.“

Ob die unverzichtbaren Bestäuber während Eiseskälte im Winter erfrieren können? – „Bienen gehören zur Natur, sie passen sich dem Klima an“, unterstreicht Appel. Gott sei Dank, denn: „80 Prozent unserer Nahrungsmittel sind auf die Bestäubung unserer Bienen angewiesen.“ Er selbst entdeckte bereits als Kind die Imkerei für sich. Hinter seinem Haus im Garten lebt derzeit ein Dutzend Bienenvölker. „Anfang der 60er Jahre war ich in unserem Verein der Jüngste“, erzählt der spätere langjährige Vorsitzende. Mittlerweile sind junge Leute, die von dieser Freizeit-Beschäftigung schwärmen, seltener geworden.

Scheuen möglicherweise Interessenten die Kosten für die emsigen Insekten? Der Experte wehrt ab: „Nein!“ Zu Beginn müsse man zwar 150 bis 250 Euro für ein Bienenvolk anlegen. Hinzu kommt das Zubehör. Der Zeitaufwand belaufe sich auf etwa eine Stunde pro Jahr. Was Bienen-Fans für das Hobby rund um die Insekten im sonnengelben und dunklen Streifen-Dress mitbringen müssten: „Freude an der Natur.“ Und einen Standort für die Bienenvölker. Die 20 Vereinsmitglieder stehen Anfängern gerne zur Seite. Der Gladbecker betont: „Wir würden uns freuen, wenn sich mehr jüngere Menschen für die Imkerei interessieren.“