Gladbeck. .

An diesen Schaufensterscheiben haben sich ganze Generationen von Kindern die Nasen platt gedrückt, und Mamas, Papas, Omas, Opas und Co. hatten oft ihre liebe Mühe, den Nachwuchs zum Weitergehen zu bewegen. Bald gibt es diesen Anziehungspunkt für die Kleinen an der Lambertistraße nicht mehr. Mitte des Jahres wird das Spielwarengeschäft Josef Wahl geschlossen.

Großeltern verkauften Korbwaren

Damit verliert die Innenstadt erneut ein traditionsreiches inhabergeführtes Einzelhandelsgeschäft. Seit 1911 existiert dieses Familienunternehmen schon. Josef und Franziska Wahl eröffneten damals an der Hochstraße ihr Geschäft für Korbwaren. Auf das spätere Sortiment deuteten allenfalls die damals noch geflochtenen Kinderwagen hin. Als Tochter Franziska Sperling nach dem 2. Weltkrieg das elterliche Geschäft übernahm, standen zusätzlich Lederwaren und erste Spielsachen im Regal.

Das war natürlich ein Paradies für ihren Sohn Martin. „Ich war schon mit fünf Jahren so oft es ging im Laden“, erinnert er sich. Später half er in den Schulferien im Verkauf. Für ihn stand schon früh fest, dass er hier eines Tages der Chef sein würde. 1980 übernahmen der Diplom-Kaufmann und seine Frau Christiane das Geschäft, das die Mutter vier Jahre zuvor von der Hochstraße zur Lambertistraße verlegt hatte. Kinderwagen, Babytextilien und Spielwaren bildeten zu dieser Zeit das Sortiment.

Von Bekleidung und Kinderwagen trennten sich Sperlings einige Jahre später. Stattdessen erweiterten sie die Auswahl an Spielzeug deutlich. Mehrere tausend verschiedene Artikel führten sie zuletzt – von der Babyrassel über die beliebten Plüschtiere, Bauklötze und Brettspiele bis hin zu Rollschuhen, Alurollern und Skateboards.

Bald also ist Schluss mit der riesigen Auswahl. „Wir sehen keine wirtschaftliche Perspektive mehr“, sagt Christiane Sperling. Zu groß sei mittlerweile die Konkurrenz des Internets: „Bundesweit wurde ermittelt, dass sich in den vergangenen vier Jahren der Anteil der online gekauften Spielwaren mit etwa 23 Prozent mehr als verdoppelt hat.“ Inhabergeführte Fachgeschäfte könnten da nicht mithalten. Martin Sperling: „Das hat mit dem Standort Gladbeck nichts zu tun. Auch in großen Städten wurden in jüngster Zeit Spielwarengeschäfte geschlossen.“

Zu spüren bekommen Spielzeughändler zudem sinkende Geburtenraten und den Trend der Zeit. Christiane Sperling: „Das Spielalter wird immer kürzer. Ein zehnjähriges Mädchen hat sich früher eine Barbie-Puppe gewünscht, heute stehen Computer oder Handy auf dem Wunschzettel.“